Es ist, als wäre es erst gestern passiert. So tief hat sich das Ereignis in meine Gedanken gebrannt. Als wir am 11. September in der Redaktion „live” am Bildschirm erlebten, wie sich die zweite Maschine ins World Trade Center bohrte, sahen wir uns erschrocken an. Nicht nur ob der Dimension des Verbrechens, sondern aus Angst vor dem, was daraus entstehen könnte.
Kaum jemand kann über das „Fest des Friedens 2001” schreiben oder sprechen, ohne auf den 11. September zurückzublicken. Nun, inzwischen sind wir beruhigter. Der Konflikt hat die Welt nicht ins Chaos gestürzt, auch wenn er ihr einen neuen Krieg beschert hat. Wir in Europa sind noch einmal davongekommen – so scheint es jedenfalls.
Weihnachten 2001 unterscheidet sich auf Mallorca also kaum von den Festtagen der Vorjahre. Oder doch? Das Inferno von New York war uns näher als andere Katastrophen und ist deshalb auch geeigneter, uns in Erinnerung zu rufen, wie gut es den meisten von uns hier geht. Mit den Bildern von New York – oder dann Afghanistan – vor Augen fällt es leichter, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.
Unwesentlich waren zum Beispiel so einige Scharmützel zwischen Deutschen und Mallorquinern in der Vergangenheit. Da regte man sich über die Kauflust der Deutschen oder – im Gegenzug – über die Fremdenfeindlichkeit einiger Insulaner auf. Oder focht andere Scheingefechte aus. Dabei klappt das Zusammenleben im Großen und Ganzen doch hervorragend. Wenn die Ausländer auf der Insel Probleme haben, so sind die in den meisten Fällen hausgemacht oder – und das ist eine neuere Entwicklung – wirtschaftlicher Natur. Die Sozialfälle unter den Deutschen auf Mallorca nehmen zu, und auch die Geschäfte derer, die bislang auf der Sonnenseite lebten, gehen schleppender. So mancher Zugereiste hat dieses Jahr vor allem auf dem Wunschzettel, dass es wirtschaftlich bald wieder aufwärts gehen möge.
Zu viele schwere Gedanken zum Fest? Ich glaube nicht. Gleich, ob wir Nordlichter im Festurlaub oder ständig auf der Insel sind, das besinnliche Weihnachten möchten die wenigsten von uns missen. Dieses Fest ist, wie auch unsere Umfrage zeigt, stark von Traditionen geprägt. Selbst für Ungläubige ein Moment zum innehalten. Und das ist in dieser verrückten Zeit auch notwendig.