Zugegeben – ist es ist ganz schön kalt in diesem Winter auf Mallorca. Regelmäßige Tiefsttemperaturen um den Gefrierpunkt sind an der Tagesordnung. Und die Illusion vom warmen, sonnigen Süden, vom milden Mittelmeerklima bleibt seit November eigentlich ziemlich häufig eine solche. Mollig warm ist es nur bei sonnigem Wetter, wenn man ein geschütztes Eckchen erwischt.
Auch die Winde sind kalt. So kalt, dass die Mandelblüten bislang kaum irgendwo ihre Knospen öffnen, obwohl wir ja schon Januar haben. Es gab schon Jahre, da stand die Insel schon kurz nach Weihnachten in voller weißer Blütenpracht.
Das wirklich Bemerkenswerte am Winterwetter dieses Jahres allerdings sind die Kommentare. Wie immer, wenn das Wetter sich nicht normal gebärdet, wenn es also ungewöhnlich heiß, kalt, regnerisch, windig oder trocken ist, wird die halbe Inselbevölkerung zu Wetterexperten.
„So kalt war es seit fünfzig Jahren nicht”, sagen die einen. Und die anderen widersprechen sofort: „Früher war es in jedem Winter so kalt. Das ist doch normal.” Und ein Dritter fügt hinzu: „Als ich Kind war, sind wir jedes Jahr durch tiefen Schnee in die Schule marschiert.”
Oder es heißt lakonisch: „Es ist doch schließlich Winter, da muss es eben kalt sein.” Und wieder andere, vornehmlich deutsche Residenten, wollen beobachtet haben, dass früher – wann immer das gewesen sein mag – sie den Januar ausschließlich in Hemdsärmeln bei lauen Lüften verbracht haben. Meist fügen sie dann auch noch mit einem langen Seufzer hinzu: „Auch das Wetter ist nicht mehr das, was es einmal war.”
Zugegeben – es ist kalt. Gegen Ende des Winters wird das Meteorologische Institut wieder einmal mitteilen, dass die Temperaturen auf Mallorca sich im Rahmen des Normalen bewegt haben. Und mancher wird das alte Sprichwort zitieren: „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter – oder es bleibt, wie's ist.”