Der Aufstieg Sóllers Ende des 19. Jahrhunderts zu einer der reichsten Städte der Insel ist eine Erfolgsgeschichte des Exports und der Auswanderung. Das „Goldene Tal” war wegen seiner Fruchtbarkeit und seines Wasserreichtums schon bei den Arabern geschätzt, die dort Oliven und Zitusfrüchte anbauten. Den Talkessel mit Ausgang nach Norden prägt ein eigenes Mikroklima, die Berge schützen die schmale Ebene vor all zu rauhen Witterungen. Im Laufe der Jahrhunderte wussten die „Sollerics” eine eigene Orangensorte, die Canoneta, zu züchten, die zwar nicht sehr ansehnlich, dafür aber um so wohlschmeckender ist.
Mit dem Bergmassiv als Hindernis schien Palma lange Zeit weiter entfernt zu sein als Frankreich, das per Schiff von Sóller aus relativ leicht zu erreichen ist. So kam es, dass die Einwohner ihre Früchte auf „Orangendampfern” in das Nachbarland verfrachteten. Aus vielen Familien wanderten auch Angehörige aus und erwirtschafteten dort mit Obst– und Gemüsehandel große Reichtümer, die wiederum nach Sóller zurückflossen. Die Stadt investierte die Mittel in moderne Industriezweige der damaligen Zeit wie der Eisenbahn und Webereitechnik.
Mit einem Mal konnten sich die Sollerics auch modische Spleens leisten. Kirchen, Geschäfts– und Herrenhäuser wurden architektonisch mit Jugendstil-Elementen aufgewertet, Straßenzüge erstrahlten im französischen Chic. Noch heute kann man am Strand häufig Französisch hören, denn viele Nachkommen der Auswanderer pflegen enge Kontakte zur Heimat ihrer Ahnen.