Das Problem sind nicht etwa fehlende Wohnungen, das Problem ist, dass die Nutzung des vorhandenen Wohnraums nicht dem tatsächlichen Bedarf entspricht.” Das ist die Quintessenz von Francesc Quetglas, seit vier Monaten Bauminister der Balearenregierung, aus dem neuen Weißbuch für Wohnraum, das er am vergangenen Montag vorstellte.
In den vergangenen zehn Jahren wurden, rein statistisch betrachtet, pro neugeborenem Balearenbürger 6'62 Wohnungen gebaut. Selbst wenn man die Zuwanderer mitrechnet, bleibt noch ein Wert von 1'16 Wohnungen pro Neubürger im vergangenen Jahrzehnt. Ein Wert der weit oberhalb des spanischen Durchschnitts liegt. „Die Baukonjunktur hat ein unglaubliches Tempo vorgelegt, weit über dem Bedarf der Menschen, die auf den Inseln leben”, sagt der Minister. Der Boom gründe sich vor allem auch auf der großen Nachfrage nach Zweitwohnsitzen und Herbergen für Touristen.
Das ganze in Zahlen: Das Weißbuch zählt auf den Balearen derzeit rund 502.000 Wohnungen, davon werden allerdings nur etwa 295.000 auch von Residenten belebt. Der Rückschluss der Behörden: Ungefähr 40 Prozent des Wohnraums auf den Inseln steht entweder völlig leer, wird lediglich als Zweitwohnsitz genutzt oder aber nur sporadisch an Besucher vermietet. Damit entspricht die Entwicklung der Zahl der Bürger pro Haushalt wohl kaum der tatsächlichen Entwicklung: Wohnten 1970 noch 533.000 Insulaner in 152.000 Haushalten (3'49 pro Haushalt), waren es zuletzt fast 820.000 in rund 291.000 Haushalten (2'82 je Haushalt).
Gleichzeitig erlebte die Baukonjunktur eine spektakuläre Berg- und Talfahrt. Seit dem Boom Ende der 80-er, als fast 15.000 neue Wohnungen pro Jahr entstanden, sank der Wert bis 1995 auf jährlich gut 2400 Wohnungen ab, um dann bis 1999 wieder auf 5850 Wohnungen zu steigen. Förmlich explodiert sind auch die Preise auf den Balearen – seit 1987 um 258 Prozent (Anstieg in Spanien durchschnittlich um 186 v.H.).
Und in Zukunft kann der Zuwachs bei den Neubauten durchaus noch weitergehen, stellt das Weißbuch fest. Demnach bleibt auf den Inseln noch Raum für weitere rund 218.000 neue Wohnungen. „Deshalb ist für ein nachhaltiges Wachstum in Zukunft eine Quotierung der Baugenehmigungen dringend notwendig”, so Bauminister Francesc Quetglas.