Ein Verbindungsstollen zwischen dem Straßen– und dem Eisenbahntunnel von Sóller soll künftig im Notfall Menschen als rettender Fluchweg dienen. Der mallorquinische Inserlat beschloss vergangene Woche, einen solchen Verbindungsgang durch den Berg treiben zu lassen. Derzeit untersuchen Ingenieure und Geologen das Gestein, um die bestgeeignete Stelle zu bestimmen. Der Zeitpunkt des Baubeginns und die Höhe der Kosten, die der Inselrat zu tragen hat, stehen allerdings noch nicht fest.
Der Inselrat reagiert mit dem Vorhaben nach eigenen Angaben auf die schweren Tunnel-Unglücke, wie sie sich in den vergangenen Jahren in der Schweiz und Österreich zugetragen haben. Nach dem tragischen Ereignis im Gotthard-Tunnel, bei dem Ende Oktober 2001 ein Dutzend Menschen ums Leben kamen, lotete der Inselrat die Möglichkeiten aus, wie die Sicherheit im längsten Tunnel auf den Balearen verbessert werden könnte. Aufgrund seiner im europäischen Vergleich relativ geringen Länge ist ein seitlicher Notausstieg nicht zwingend vorgeschrieben. Dessenungeachtet haben sich die Mitglieder des Inselrates für die aufwendige Investition entschieden. Das Gremium hat die Kompetenzen im Straßenbauwesen zu Jahresbeginn von der Balearen-Regierung übertragen bekommen.
Die beiden Tunnel für die Sóller-Bahn und die Landstraße Palma-Bunyola-Sóller verlaufen weitgehend parallel durch den Berg. Mit 2'8 Kilometern Länge ist die Röhre für die Schienentrasse allerdings ein wenig kürzer als die drei Kilometer zählende Autotrasse. Während die beiden Ein– und Ausfahrten jeweils rund 100 Meter auseinander liegen, beträgt die geringste Entfernung zwischen den beiden Röhren 40 Meter. Einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass sich dieser Punkt etwa im mittleren Bereich des Straßentunnels befindet. Im Falle eines schweren Verkehrsunfalls oder einer Massenkarambolage mit starker Feuer– und Rauchentwicklung könnten Autofahrer, die im Zentrum des Tunnels feststecken, der Lebensgefahr über den Verbindungsstollen unversehrt entkommen.
Aus diesem Grund sieht der Inselrat es als notwendig an, auch im Eisenbahntunnel die Sicherheit zu erhöhen und zumindst eine elektrische Beleuchtung zu installieren. Ausflügler auf der Sóller-Bahn wissen, dass die Züge dort minutenlang durch stockdunkle Finsternis rattern.
Unklar ist nach wie vor, in welchen Höhen die beiden Röhren an der Stelle ihrer geringsten Entfernung zueinander liegen. Je nach Lage-Niveau dürfte der Verbindungsstollen ebenerdig verlaufen beziehungsweise ansteigen oder abfallen.
Unterdessen betonte die private Betreiberfirma des Straßentunnels, Compañia Concesionaria del Túnel de Sóller, die hohen Sicherheitsanforderungen an die Verkehrsverbindung. Jedesmal, wenn ein Lastwagen mit Gefahrgut wie einer leicht entflammbaren oder explosiven Ladung den Tunnel durchqueren wolle, werde der übrige Autoverkehr kurz angehalten, um das Unfallrisiko so gering wie möglich zu halten. Hinzu komme, dass das tägliche Verkehrsaufkommen im Tunnel mit 6000 Fahrzeugen im europäischen Vergleich gering sei. Durch den 17 Kilometer langen Gotthard-Tunnel rollen pro Tag 19.000 Autos und Lastwagen.