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BILDUNG

„Reelle Chance” für eine Europa-Schule

Deutsch-Spanischer Schulverein stellt sich vor

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Der neue Deutsch-Spanische Schulverein hat am vergangenen Wochenende erstmals sein Vorhaben zur Gründung eines Eurocampus vorgestellt. Das Projekt sieht eine Zusammenarbeit mit der französischen und schwedischen Schule in Palma vor. Über 40 interessierte Eltern hatten sich im ehemaligen Kloster La Porciúncula in Arenal eingefunden. Das erste Treffen stand im Zeichen der Bedarfsermittlung. Auf einer zweiten Zusammenkunft in vier Wochen soll endgültig entschieden werden, mit wievielen Jahrgangsstufen die künftige Grundschule im Herbst an den Start gehen soll. Der Termin findet am Freitag, 12. April, um 20 Uhr erneut in La Porciúncula statt.

Damit der Verein kostendeckend arbeiten kann, müssen insgesamt 29 Kinder zusammenkommen, sagte die Initiatorin des Schulvereins, Gabriele Fritsch. Das monatliche Schulgeld betrage 240'40 Euro. Eine erste Aufgabe werde sein, qualifiziertes Lehrpersonal einzustellen. Die betriebliche Leitung der Schule übernehme die Französische Schule in Palma. „Einen eigenen Direktor werden wir uns nicht leisten können.”

An der Präsentation des Eurocampus-Projekts beteiligten sich der deutsche Konsul Peter-Christian Haucke, der französische Honorarkonsul Michel Magnier und die schwedische Honorarkonsulin Els-Marie Eriksson. Schützenhilfe erhielt Fritsch zudem von der Direktorin des Collège Français in Palma, Anne Ducorail, dem Präsidenten des schwedischen Schulvereins Torbjörn Sjödin sowie dem pädagogischen Direktor der Schule La Porciúncula, Padre José Matorell. Eurocampus bedeutet, dass mehrere EU-Auslandschulen unter einem gemeinsamen Dach zusammenarbeiten, obgleich die einzelnen Schulen jeweils ihre Eigenständigkeit beibehalten. Der Unterricht wird in der jeweiligen Muttersprache und nach landeseigenen Richtlinien abgehalten. 1992 gründeten die deutsche und die französische Schule in Manila, Philippinen, den ersten Eurocampus. Das Projekt, so Konsul Haucke, habe sich bewährt.

Vorteile dieser Kooperation sind nach Fritschs Worten geringere Kosten, da Einrichtungen wie Sporthalle, Bibliothek, Fachräume für Sprachen, Kunst und Naturwissenschaften sowie die Kantine von allen genutzt werden können. Möglich sei zudem, Fremdsprachen und manches Nebenfach gemeinsam zu unterrichten. Der Eurocampus werde dadurch zu einer internationalen Begegnungsstätte. „Im sozio-kulturellen Umfeld können die Kinder den kulturellen Reichtum Europas, die Vielfalt der Sprachen, die unterschiedlichen Mentalitäten und wirtschaftlichen Verhältnisse kennenlernen.”

Auf Mallorca übertragen bedeute dies, dass durch den muttersprachlichen Unterricht den Kindern die Möglichkeit zur Re-Integration in das deutsche Schulsystem erhalten bleibe, falls die Eltern die Insel wieder verließen, sagte Fritsch. Das Erlernen der Fremdsprachen Spanisch und Catalán ebne darüber hinaus den Weg in die spanische Gesellschaft.

Treibende Kraft des Eurocampus ist neben Fritsch die Französische Schule. Das vor 27 Jahren in Palma gegründete Collège platzt mit seinen 400 Schülern aus allen Nähten, so die Direktorin Ducorail. Jedes Jahr müssen rund 40 Schulbewerber abgewiesen werden. Deshalb wolle sich die Schule vergrößern und bis 2006 in oder um Palma einen Neubau errichten. Mit an Bord seien bereits die Schweden, deren Schule in El Terreno ebenfalls unter Platzmangel leide.

„Die Frage ist nun, ob es in diesem Eurocampus auch einen deutschen Zweig geben wird”, so Fritsch und Ducorail. Die Entscheidung darüber müsse bald fallen, denn die Franzosen benötigen Planungssicherheit, müssen wissen, wie groß die Schule, die Zahl der Klassenzimmer ausfallen soll. „Wenn wir am Eurocampus teilnehmen wollen, müssen wir noch dieses Jahr starten”, sagte Fritsch. Das Projekt sei eine „einzigartige, reelle Chance”.

Voraussetzung zur Kooperation mit dem Collège Français ist den Angaben zufolge, dass die künftige deutsche Lehranstalt von einem gemeinnützigen Verein getragen wird. Aus diesem Grund scheide die bestehende deutsche Schule in Magaluf aus.

Bis der Neubau errichtet sei, könne die deutsche Grundschule in La Porciúncula den Betrieb aufnehmen. In der vom spanischen Staat mitfinanzierten Klosterschule leitet Fritsch seit 1998 den Deutsch-Spanischen Kindergarten. Schuldirektor Matorell stellt in der Bildungseinrichtung zwei Klassenräume für die deutsche Grundschule zur Verfügung.

Keine Hoffnung auf die Gründung einer deutschen Auslandsschule auf Mallorca durch die Bundesrepublik machte der deutsche Konsul. „Die Initiative muss von Ihnen kommen”, wandte sich Haucke an die Eltern. Das Auswärtige Amt, werde zwar logistisch unterstützen, aber keine Finanzmittel bereitstellen. „Die einzige Möglichkeit, in heutiger Zeit Subventionen zu erhalten, ist über diese EU-Kombinationen”. Der Konsul appellierte an die Anwesenden, die Arbeit des Schulvereins zu unterstützen. Angesichts von 58.000 Deutschen auf Mallorca sei es nicht nachvollziehbar, dass als deutsche Schuleinrichtung lediglich „eine kleine Academia Alemana Ca'n Hasso mit 60 Schülern” zu finden sei. „Es ist gut, dass es so etwas schon gibt. Aber das kann nicht alles sein”, sagte Haucke.

Der französische Honorarkonsul erinnerte an die enge Zusammenarbeit Deutschlands und Frankreichs auf dem Gebiet des Erziehungswesens, die in Europa Vorreiterrolle hat und 1994 das deutsch-französische Doppelabitur Abibac ins Leben rief. „Die Gründung einer deutschen Auslandschule am Eurocampus ist keineswegs Utopie, sondern durchaus realisierbar”, betonte Magnier. Der Hispano-Franzose ist selbst Absolvent des Collège Français in Palma. „Meine Eltern gehörten zu den Gründern des französischen Schulvereins.”

Auf die positiven Erfahrungen mit zweisprachigen Unterrichtseinheiten verwies die Direktorin Ducorail. Am Collège werde etwa Geschichte im Wechsel auf Französisch und Spanisch gelehrt. „Dadurch beherrschen die Schüler auch Fachbegriffe in beiden Sprachen.”

Der Schwede Sjödin betonte die Bedeutung des Spracherwerbs. „Schweden ist ein kleines Land, mit einer Sprache, die außerhalb kaum jemand spricht. Von daher sind viele Schweden meist zwei– bis dreisprachig.”

In den Fragen der Eltern zeigte sich erneut, wie schwer sich manche mit der Schulwahl auf Mallorca tun. Die Palette der Reaktionen war dementsprechend breit: Von Ablehnung bis Aufbruchstimmung war alles geboten.

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