Der Streit um das Für und Wider der Strandaufschüttungen geht weiter. Madrid ist dafür und die Balearen-Regierung dagegen. Eine gütliche Lösung ist nicht in Sicht. Nun haben auch noch Umweltschützer des GOB vor Ort Stellung bezogen und sich medienwirksam vor laufenden Kameras an Baggern und Rohren angekettet.
Seit dem 22. April ist das Baggerschiff „Volvox” vor der Küste von Banyalbufar im Einsatz und entnimmt dem Meeresboden Sand. 150.000 Kubikmeter des umstrittenen Rohstoffs werden benötigt, um die von dem schweren Novembersturm verwüsteten Strände von Can Picafort und die Playa de Muro wieder aufzuschütten. Mit weiteren 15.000 Kubikmetern Sand sollen die vom Surm freigetragenen Felsplatten an der Cala Millor wieder bedeckt werden. Die dem Umweltministerium unterstellte und für die Strandregenerierung zuständige Küstenbehörde gab hierfür den Auftrag und Spaniens Umweltminister Jaume Matas das Geld. Zwölf Millionen Euro stehen für die Aufschüttungsarbeiten bereit.
Die Balearen-Regierung fühlt sich übergangen. Sowohl das balearische Umweltministerium als auch das hiesige Landwirtschafts- und Fischereiministerium wollen rechtliche Schritte einleiten, um ein weiteres Ausbaggern ihrer Küste zu verhindern. Das balearische Umweltministerium befürchtet durch das massive Sandabtragen schwerwiegende Folgen für das Ökosystem, und die Fischer bangen um ihre Fanggründe.
1997 wurde das Ausbaggern vor der Küste Banyalbufars vom spanischen Umweltministerium untersagt. Damals sollte der Sand für Strände bei Castellón verwandt werden. Der jetzige Meinungswandel von Matas begründe sich, so Presseberichte, darauf, dass jetzt Mallorcas eigene Strände betroffen seien und von daher auch mit Mallorcasand regeneriert werden können.
Gegen die Aufschüttungsmaßnahmen demonstrierten vergangenen Donnerstag an der Playa von Can Picafort zehn Aktivisten der Umweltschutzorganisation GOB. Vor versammelter Inselpresse ketteten sie sich an das Rohr der zu dem Sandschiff führenden Pipeline und verhinderten für drei Stunden die Arbeiten. Auf einem Transparent forderten sie den Umweltgedanken wieder in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen. Strandaufschüttung sei nicht die Lösung, so die Botschaft.
Ebenfalls mit Transparenten äußerten sich Gewerbetreibende und Hoteliers des Ortes in einer Gegendemonstration. „Wir wollen den Sand”, so die einstimmige Forderung. Sowohl die mallorquinische Unternehmerföderation CAEB als auch die in der FEHM vereinigten Hoteliers stehen geschlossen hinter der Politik von Jaume Matas.
Der Streit um den Sand entwickelt sich unterdessen immer mehr zur politischen Schlammschlacht. Laut Spaniens Umweltminister Jaume Matas seien die Balearen die einzige Provinz, die sich jemals über eine Instandsetzung ihrer Strände beschwert hätten. Der Präsident der Balearen, Francesc Antich, nehme die ganze Angelegenheit lediglich zum Anlass, um sich für die bevorstehenden Wahlen zu profilieren.
Im Gegenzug bezichtigte der Sprecher der Balearen-Regierung, Antoni Garcías, Matas der Arroganz und Geringschätzung.