Am 27. Juni wird sie endlich eingeweiht: die Interessenvertretung der Balearen in Berlin, inoffiziell gern auch „Balearen-Botschaft” genannt. Sie ist eine Neuauflage.
Als Jaime Cladera, der Erfinder des „Qualitätstourismus”, Tourismusminister der Inseln war (1983 bis 1993), gab es schon einmal einen „Botschafter” der Balearen in Berlin: Günter Pölzelmayer besorgte die PR für Mallorca von Frankfurt aus. Mit großem Erfolg – so großem, dass der (Mit-) Vater des Erfolgs eines Tages einsparbar er-schien: Als der Tourismus so richtig brummte, wurde Pölzelmayer abgelöst.
Der Boom hielt noch einige Jahre; erst mit dem neuen Jahrtausend fand er sein Ende. Da erinnerte man sich in der Balearen-Regierung wieder der Notwendigkeit eines Lobbyisten, eines touristischen Werbetrommlers in Deutschland.
Jetzt erst, in Zeiten höchster Not mit zweistelligen Einbrüchen beim Mallorca-Tourismus, öffnet das Büro in der deutschen Hauptstadt. Mit dessen Leiter tat Ministerpräsident Francesc Antich immerhin einen Glücksgriff: Josep Moll Marquès, den unsere Leser seit Jahren als schmunzelnden Betrachter der mallorquinischen Gesellschaft kennen, verfügt über ausgezeichnete Verbindungen in Deutschland und gerade in Berlin.
Moll lebte während der Franco-Zeit 16 Jahre als Journalist in Deutschland. Er ist mit einer Deutschen verheiratet, spricht Deutsch (fast) wie ein Deutscher und schreibt Deutsch wie ein Deutscher. Und er liebt nicht nur seine balearische Heimat, sondern auch Deutschland.
Knochenarbeit liegt jetzt vor ihm: In vielen Gesprächen, vor allem mit Journalisten, müssen Vorurteile vor allem Mallorca gegenüber abgebaut werden. Leider sieht die personelle und finanzielle Ausstattung des Büros bisher bescheiden aus.
Die Botschaft von der „Botschaft” ist eine frohe. Nur: In welchem Umfang wird das Balearen-Kabinett Moll auf Dauer Unterstützung gewähren? Denn bekanntlich ist es manchen Mitgliedern des regierenden „Fortschrittspakts” nur allzu recht, wenn weniger Touristen auf die Inseln kommen.
Sie vergessen dabei, dass weniger Touristen auch weniger Arbeitsplätze bedeuten. Auch um möglichst viele zu erhalten, ist Molls Aufgabe in Berlin so wichtig: den Deutschen zu vermitteln, dass Mallorca viel besser ist als sein (derzeitiger) Ruf.