Die Landung von Flug DE 5627 auf Palmas Airport war eine sanfte. „Ganz normal”, wie sich ein Fluggast erinnert. Dabei waren die Umstände dieser Landung alles andere als normal. Der Airbus A 320 der Condor mit 166 Passagieren an Bord hatte soeben eine Notlandung absolviert, nachdem beim Start ein Vogel ins linke Triebwerk gelangt war und für heftigen Funkenschlag gesorgt hatte.
Keine Frage, es ist letztlich eine positive Geschichte, die von dem kurzen Flug der Condor-Maschine am vergangenen Freitagabend zu erzählen ist. Das Krisenmanagement nach dem „Vogelschlag” – so nennen die Profis diesen gar nicht so seltenen Zwischenfall – funktionierte, die Passagiere blieben, von einem gehörigen Schrecken abgesehen, unversehrt.
Dass keine Panik aufkam, war nach einem Augenzeugenbericht vor allem dem Flugkapitän zu verdanken, der beruhigend auf die Passagiere einwirkte. „Er hat uns alles genau erklärt”, lobt die Kölnerin Elke Schmidt (Name auf Wunsch der Betroffenen geändert).
Für Elke Schmidt geht mal wieder ein Mallorca-Aufenthalt zu Ende. DE 5627 soll sie am Freitag wieder in ihre Heimatstadt bringen. Der Abflug erfolgt planmäßig um 23.25 Uhr. Doch schon kurz nach dem Abheben sorgt ein Knall für Aufregung unter den Passagieren. „Das war ein richtiges Getöse, und wir hatten das Gefühl, es geht gar nicht mehr weiter”, berichtet die Kölnerin. „Das Flugzeug kippte auch ein bisschen.” Dann der Ruf, es brenne. Elke Schmidt sitzt zwar auf der rechten Seite, kann aber ebenfalls deutlich erkennen, wie das linke Triebwerk Feuer spuckt. „Es roch auch ein wenig.”
Wirklich gebrannt hat das Triebwerk nicht. Diese Feststellung kann Tage später Thomas Ogursky, Sprecher der Condor, treffen. Keine der automatischen Löscheinrichtungen des Triebwerks sei aktiviert worden. Offenbar habe es aber Funkenschlag, vielleicht auch eine Stichflamme gegeben.
Ogursky betont, dass es sich bei Vogelschlag um eine Standardsituation handelt, die in der Simulation häufig geübt werde. In diesem Fall seien alle erforderlichen Maßnahmen „wie aus dem Lehrbuch” abgearbeitet worden.
Die Passagiere an Bord haben in diesem Augenblick jedoch Angst. Aber nur eine Frau gerät in Panik, „tobt herum”, wie Elke Schmidt beobachtet. Die Kinder weinen, „wahrscheinlich wegen des Getöses”.
Dafür, dass bald nur gespannte Ruhe herrscht, sorgt der Kapitän. „Er hat sehr beruhigend gesprochen”, meint Elke Schmidt. Er habe sowohl über den Zustand der Maschine als auch über die Vorbereitungen zur Notlandung in Palma genauestens informiert. Das habe sehr geholfen.
„Er hat offenbar den richtigen Ton getroffen”, kann Condor-Sprecher Ogursky später beipflichten. Er betont, dass die Piloten immer wieder Seminare zum Thema Bordansagen besuchen. Die Kommunikation sei ein sehr wichtiges Element nicht nur zur Krisenbewältigung, sondern auch bei normalen Verspätungen.
Während am Boden die Feuerwehren in Stellung gehen, bereitet sich die Crew auf die Notlandung vor.
Wie Ogursky erklärt, wurde zuerst das beschädigte Triebwerk auf „Leerlauf” gestellt, dann war eine umfangreiche Checkliste für die unplanmäßige Landung durchzugehen. Falsch seien im übrigen Meldungen, wonach die Maschine über dem Meer gekreist sei, um Kerosin abzulassen. Das könne dieser Airbus gar nicht, dies sei nur bei großen Maschinen üblich, um vor dem Aufsetzen Gewicht zu reduzieren.
15 Minuten nach dem Start, so beendet Ogursky das Protokoll des Fluges DE 5627, sei der Airbus sicher wieder in Palma gelandet. Jetzt bekommt Elke Schmidt den Kapitän auch zu sehen. Er verabschiedet sich persönlich von allen Passagieren. Auch danach hat die Kölnerin keinen Grund, über die Behandlung zu klagen. „Die Condor hat Handys verteilt, damit wir unsere Angehörgen anrufen können.” Und es wird schnell eine Ersatzmaschine beschafft, aus Marokko, wo ein Condor-Flieger gerade eine so genannte „Liegezeit” hat. Um 6.50 Uhr erreichen die Mallorca-Heimkehrer schließlich ihren Heimatflughafen Köln-Bonn.
Elke Schmidt berichtet dies in aller Ruhe, nach drei Tagen auch schon mit reichlich Distanz. Und doch: „Jetzt, wo sich spreche, fange ich plötzlich wieder an zu zittern.” Fliegen will sie aber trotzdem wieder.