Homosexuelle haben es im konservativen Spanien nicht leicht. Besonderen Mut erfordert es, wenn sie sich für ihr Outing ausgerechnet das Umfeld der Polizei ausgesucht haben.
So geschehen dieser Tage auf einer Wache der immer noch als recht knöcherig geltenden Guardia Civil in Vilafranca. Landesweit stürzte sich die Presse auf einen am vergangenen Freitag erschienenen Artikel der Tageszeitung Ultima Hora. Was brachte die Nation derart in Wallung? Die Zeitung berichtete vorab von einem Zivilgardisten, der bei seinem Chef um eine Dienstwohnung für sich und seinen Lebenspartner gebeten habe. Lebenspartner wohlgemerkt, nicht Lebenspartnerin. Was folgte, war eine mediale Anteilnahme in ganz Spanien.
Doch schon nach wenigen Tagen zog sich die Guardia Civil mit einer überraschenden Entscheidung selbst aus der öffentlichen Schusslinie: Der Passus im internen Regelwerk, wonach nur heterosexuelle Lebensgemeinschaften in den Quartieren wohnen dürfen, werde gestrichen. Fortan hätten auch homosexuelle Paare Zutritt.
Quer durch die Gesellschaft stieß die schnelle Reaktion der Generaldirektion der Guardia Civil auf ein ausnahmslos positives Echo. Der betroffene Zivilgardist war wohl am meisten überrascht: „Das glaube ich einfach nicht”, wiederholte er immer wieder. Auf Grund des erheblichen psychologischen Drucks, dem er seit Bekanntwerden seiner Absichten ausgesetzt war, ließ er sich krank schreiben und erschien mehrere Tage nicht an seinem Arbeitsplatz.
Die halbmilitärische Guardia Civil ist der einzige Polizeikörper in Spanien, in dem Beamte noch kasernenähnlich untergebracht sind.