Polit-Umfragen gehören zum Alltag. Ebenso wie die Versuche der Politiker, sie zu ihren Gunsten auszulegen. Die neueste Befragung des spanischen Sozialforschungs-Institutes CIS war da keine Ausnahme.
Nach den neuesten Zahlen würde die Partido Popular, im Balearen-Parlament in der Opposition, auf 41'8 Prozent kommen. Damit bleibt sie mit Abstand die stärkste Partei, verliert aber 2'1 Prozentpunkte im Vergleich zu den Regionalwahlen 1999. Um an die Macht zu kommen, brauchte sie einen Koalitionspartner.
Zweitstärkste Partei bliebe die PSOE mit 22'7 Prozent, 0'7 Punkte mehr als bei den Wahlen. Die mit den Sozialisten regierende PSM (Nationale Sozialisten Mallorcas) käme auf 11'6 (11'8) Prozent, die bürgerliche Unió Mallorquina auf 7'2 (7'3) Prozent.
Während diese Schwankungen innerhalb der statistischen Fehlermarge liegen, ist der Anstieg der Stimmen für die Grünen signifikant. Denn satte 8'4 Prozent würden für die Öko-Partei stimmen, die bei den vergangenen Wahlen im Bündnis mit den Neokommunisten der Vereinigten Linken (IU) noch auf 5'4 Prozent gekommen waren. Die IU wiederum könnte mit einem Anteil von 6'2 Prozent rechnen.
Zu viel freilich darf auf die CIS-Umfrage auf Balearen-Ebene auch nicht gegeben werden. Denn die Sozialforscher haben auf dem gesamten Archipel 447 Befragungen durchgeführt, aber nicht die einzelnen Wahlbezirke berücksichtigt. Das ist auf der Inselgruppe aber deshalb wichtig, weil auf den kleinen Inseln deutlich weniger Stimmen gebraucht werden, um einen Abgeordneten zu wählen. Wegen des deutlich schlechteren Abschneidens der PP auf den Pitiusen und Menorca war das mit ein Grund für das Verfehlen der absoluten Mehrheit im Parlament.
Die Politiker bewerteten die Umfrageergebnisse unterschiedlich. PP-Fraktionssprecher Joan Flaquer betonte, dass seine Partei die mit den meisten Stimmen bliebe. PSOE-Sprecher Andreu Crepí wies dagegen auf deren Stimmenverlust hin. PSM und UM, mit der PSOE an der Regierung, zeigten sich ob des stabilen Ergebnisses zufrieden.
Eberhard Grosske, Ex-Arbeitsminister und IU-Kandidat für das Amt des Bürgermeisters in Palma, freute sich über den leichten Zuwachs für die eigene Partei und das starke Plus für die Grünen. „Das zeigt, dass in diesem Spektrum viel zu holen ist und es eine reelle Chance gibt, das Regierungsbündnis mit PSOE, UM und PSM zu wiederholen.” Ob es allerdings zu einer Wiederauflage der Listengemeinschaft mit den Grünen kommt, ist unklar. Parteisprecher Joan Buades konnte nämlich mit stolzgeschwellter Brust verkünden, „dass wir in der nächsten Regierung sehr wichtig werden, wenn wir so weitermachen”. Sollten sich die Umfragen am 25. Mai 2003 bestätigen, brauchten die Grünen kein Wahlbündnis, um die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen.