Die sommerliche Hitze hat Mallorca noch immer fest im Griff. Das hiesige Wetteramt spricht vom heißesten Juli seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen vor 30 Jahren. Der mehrstündige Stromtotalausfall vom vorvergangenen Montag hat derweil erste Konsequenzen: Spaniens Regierungschef José María Aznar (PP) sicherte dem balearischen Präsidenten Jaume Matas (PP) eine 1'5-Milliarden-Euro-Finanzspritze für den Ausbau der Infrastrukturen zu. Der Energieversorger GESA-Endesa will unterdessen bis Ende August mit einer weiteren Turbine zusätzliche 70 Megawatt ins Stromnetz einspeisen.
Seit Anfang Juni ächzt die Insel unter der andauernden Hitze. Den bisherigen Rekord in diesem Sommer registrierten die Meteorologen am 21. Juli in Porreres: 40'1 Grad. Palmas Einkaufszentrum Portopí stand dem mit 39'8 Grad kaum nach. Verbraucher reißen angesichts der hohen Temperaturen Händlern die Klimaanlagen und Ventilatoren aus den Händen. Nicht selten müssen sie aber Wochen warten, bis Techniker die surrenden Geräte im Schlafzimmer anbringen. Allerdings sind Klimaanlagen wahre Schluckspechte. GESA-Endesa hatte vor Beginn des Sommer mit einer maximalen Tagenachfrage von 848 Megawatt gerechnet. Dieser Wert wurde bereits im Juni überschritten, den Verbrauchsrekord hält momentan mit 898 Megawatt der Dienstag vergangener Woche.
Bereits im Hinblick auf den Sommer 2004 will GESA-Endesa bis Ende August eine weitere Turbine in Son Reus in Betrieb nehmen. Die Kosten für die zusätzlichen 70 Megawatt Stromleistung beziffert das Unternehmen auf etwa 60 Millionen Euro. Sollte die Nachfrage weiter steigen, schließt GESA-Endesa nicht aus, eine weitere Turbine, die für 2005 vorgesehen ist, schon im nächsten Jahr in Gang zu setzen. Unterdessen bezog der Konzern für seine Informationspolitik nach dem Stromausfall harsche Kritik von der Balearen-Regierung. Tourismusminister Joan Flaquer zeigte sich besonders über die schleppende Bearbeitung der Kundenbeschwerden verärgert.
Der balearische Ministerpräsident Jaume Matas klärte Regierungschef Aznar am vergangenen Donnerstag in Madrid persönlich über das Energieproblem der Inseln auf. Aznar sprach sich daraufhin wiederholt für ein Unterwasser-Stromkabel zum Festland aus, die vom vorherigen Fortschrittspakt favorisierte Gaspipeline halte er für sekundär. Das Vorhaben soll mit einem beachtlichen Teil der 1'5 Milliarden Euro, die Madrid für den Ausbau der Infrastrukturen locker macht, finanziert werden. Mit dem Stromkabel wollen die Politiker auch das Monopol von GESA-Endesa durchbrechen.