Eine Fahrt mit dem Taxi ist für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Zu dem oft undurchsichtigen Tarifdschungel gesellt sich im Ausland noch das Sprachproblem. Nur die wenigsten trauen sich, bei aufkommenden Zweifeln nachzufragen oder gar zu beschweren. Besser Augen zu und durch.
Probleme haben die Taxler aber nicht nur mit ihrem Image. Auch untereinander wird der Kampf um den Kunden härter. In Palma konkurrieren 1246 Droschken um Fahrgäste, das Gros davon ist einem von insgesamt vier Taxi-Verbunden angeschlossen. Weil beim Thema Geld die Fairness immer öfter auf der Strecke bleibt, soll und wil die Stadtverwaltung Palma eingreifen. In Zukunft soll ein einheitlicher Taxifunk den schwarzen Schafen der Branche das Wasser abgraben.
Gabriel Moragues, Präsident der Taxlervereinigung von Mallorca, ist auf seine Branche nicht gut zu sprechen. Das Zahlen von unerlaubten Provisionen, muss ein Ende haben, sagt er, das ist eine Schande. Was den bulligen Herren so in Rage bringt, ist schnell erklärt. "Um an Fahrten zu kommen, locken Fahrerverbunde oft mit einem Bonus." Solche unlauteren Deals gebe es vor allem mit Hotels und Krankenhäusern, so Moragues. Daher sei es nur logisch, dass die meisten Fahrer einem der vier Verbunde angehören, "die garantieren ein Minimum an Aufträgen". Zusätzlich bezahlen die Fahrer etwa 120 Euro Monatsbeitrag.
Abhilfe soll nun die Stadtverwaltung von Palma schaffen. Das sieht nicht nur Moragues so, sondern auch der Stadtdezernent für Transport, Ángel Gijón. Und der will nicht nur mit den undurchsichtigen Geschäftsgebaren der Taxiverbunde aufräumen, sondern gleichzeitig den Service am Kunden verbessern. Die Regelung des Taxidienstes obliegt in Spanien den Städten und Gemeinden. Tarifänderungen bedürfen allerdings der Zustimmung der Regionalregierung. Beide Seiten versprechen sich von einem einheitlichen Taxifunk nur Vorteile, wenn auch völlig unterschiedliche. Ein Ende der Monatsbeiträge und Provisionen erhofft sich Taxler-Chef Moragues. Für Fahrer entfielen damit erhebliche Kosten. Weniger an den Fahrer als vielmehr an den Kunden denkt Transportdezernent Gijón.
Mit dem zentralen Taxiruf will er gleichzeitig das satellitengestützte GPS-System einführen. „Das ermöglicht eine effektivere Koordination aller Taxen”, sagte er, „was letztendlich dem Fahrgast diene.” Zudem würden die neuen Geräte automatisch eine Quittung mit allen Zuschlägen ausdrucken, für Gijón ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Transparenz in diesem Gewerbe. „Bislang gibt es auf Wunsch nur eine Rechnung mit dem Gesamtbetrag. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Taxifahrer auch korrekt abgerechnet hat.” Und nicht zuletzt stünde das GPS-System, so der Dezernent, auch für ein Plus an Sicherheit für die Taxler.
Wie nicht anders zu erwarten war, bremsen vor allem finanzielle Unklarheiten das Projekt. „Noch steht nicht fest, wer für die Kosten der Umrüstung aufkommt”, so Gijón. Aller Voraussicht nach wird eine Privatfirma den Zuschlag bekommen. Sie müsste dann die Kosten der Umrüstung tragen, etwa 3000 Euro pro Wagen. Im Gegenzug würden bei jedem Kundenanruf die Kassen klingeln: 45 Cent, wenn es nach Gijón ginge, ein Euro, wenn sich Moragues durchsetzt. Bis Ende der Legislaturperiode will Gijón den Einstieg ins moderne Taxizeitalter geschafft zu haben.
Doch damit nicht genug. Weil umliegende Gemeinden wie Marratxí und Bunyola keinen eigenen Taxiruf haben, peilt Gijón ein gemeinschaftliches Taxinetz für den Großraum Palma an. „In Madrid und Barcelona läuft das schon länger so”, so der Dezernent, „dafür müssten die Gemeinden aber Kompetenzen abgeben.” Den einheitlichen Fahrtarif, so wünscht es sich Gijón, würde dann nämlich die balearische Landesregierung festlegen. Bislang tut sie das nur bei Fahrten, die über die jeweilige Gemeindegrenze hinausgehen.
Bei so viel städtischer Initiative wollen die Taxler nicht zurückstehen. Im Visier haben sie die zahlungskräftige Klientel der Kreuzfahrtschiffe. Droschken-Vertreter Moragues will bis zum nächsten Sommer „drei feste Touristenrouten anbieten”. Die dreistündige Fahrt soll etwa 80 Euro kosten und am Hafen beginnen und enden. Wie bei der ungeliebten Konkurrenz der Besichtigungsbusse soll eine Info-CD den Fahrgast in seiner Sprache über die Sehenswürdigkeiten am Straßenrand aufklären. „Für Touristen mit relativ wenig Zeit das perfekte Angebot”, glaubt Moragues.
Nicht immer perfekt war in der Vergangenheit der Zustand der Droschken. Mal funktionierte die Klimaanlage nicht, mal ließ die Sauberkeit zu wünschen übrig. Glaubt man Moragues, gehören diese Episoden der Vergangenheit an. Auch die Stadt wirft ein Auge auf den Fuhrpark der Taxler. „Nach maximal zehn Jahren wird das Auto aus dem Verkehr gezogen”, sagt Dezernent Gijón, „nur Modelle der Oberklasse dürfen 14 Jahre fahren.” Die Stadt überprüfe zudem regelmäßig die Taxameter und Gültigkeit der TÜV-Untersuchung.
Die letzten Taxi-Lizenzen verkaufte die Stadtverwaltung 1991, der Marktwert einer solchen ist erheblich gestiegen: „Auf etwa 150.000 Euro”, so Moragues.