Ob an den Schulen der Balearen auf Spanisch oder auf Katalanisch unterrichtet wird, können künftig die Eltern der Schüler entscheiden. Die Balearen-Regierung hat vergangenen Freitag ein Maßnahmenpaket verabschiedet, das den Erziehungsberechtigten mehr Möglichkeiten der Einflußnahme in dem seit Jahren schwelenden linguistischen Streit bietet. Bei den nationalistisch gesonnenen Parteien und Pro-Catalán-Vereinigungen stößt der Regierungsbeschluss auf vehemente Kritik.
Wie der balearische Bildungsminister, Francesc Fiol, betonte, sei eine freie Wahl der Unterrichtssprache keine Erfindung seiner Regierung, sondern schon lange gültiges Recht. Im Artikel 18 des Gesetzes zur Normalisierung der Sprachenproblematik, argumentiert Fiol, habe man bereits 1986 die Rechtsgrundlage für einen mehrsprachigen Unterricht geschaffen.
Die Regierung hat unter anderem folgende Änderungen zu Gunsten der Nationalsprache beschlossen: Ab dem kommenden Schuljahr können die Eltern entscheiden, ob ihre Kinder bereits in der ersten Klasse Spanisch lesen und schreiben lernen oder weiterhin auf Katalanisch unterrichtet werden. Ohne Rücksprache mit den Erziehungsberechtigten dürfen nicht mehr als die Hälfte der Unterrichtsfächer in Catalán abgehalten werden.
Schüler, die erst in höheren Klassen auf eine balearische Einrichtung wechseln, sollen aufgrund der sprachlichen Besonderheiten der Inseln adäquat gefördert werden.
Jugendliche, die erfolgreich die Oberschule absolviert haben, bekommen ohne Extraprüfung ein Zertifikat erteilt, das ihnen gute Katalanisch-Kenntnisse bescheinigt.
Catalán-Lehrer haben bereits ihren Mißmut gegenüber der Entscheidung der Balearen-Regierung bekundet und rund 1000 abgelegte Sprachprüfungen in Palma und auf Menorca aus Protest nicht korrigiert. Alle Schüler erhielten die Einheitsnote sehr gut.
Wie Bildungsminister Fiol erklärte, stehe die Balearen-Regierung zu ihrer Entscheidung und lasse sich von keiner Seite unter Druck setzen. Nicht von den Lehrern und auch nicht von der nationalistischen Opposition.