Selbst auf Mallorca gibt es in puncto Wein immer wieder Neues zu entdecken. Weine, die in keinem Weinführer und auf keinem Messestand zu finden sind. Und dies nicht etwa, weil sie ungenießbar wären, sondern wegen ihrer geringen Stückzahl in erster Linie unter Freunden und Bekannten gehandelt werden.
Die Geschichte des Negre de Sa Mola ist schnell erzählt. Vor einigen Wochen treffe ich Jaime, den Schuldirektor meines Sohnes in der Dorfschule von Son Macia, einem kleinen Ort bei Manacor. Er bittet mich, eine noch unetikettierte Flasche Rotwein zu testen. Gesagt, getan. Der Inhalt entpuppte sich als wohlschmeckend, fruchtig und überaus interessant. Ich wollte mehr darüber in Erfahrung bringen. Zu meinem Erstaunen stellte ich in einem längeren Gespräch mit Jaime fest, dass seine Familie bereits seit Jahrzehnten Wein für den Hausgebrauch herstellte.
Allerdings, räumte er ehrlicherweise ein, nannten Freunde diese Haustropfen in den Anfängen „vinos de castiga”, was übersetzt bedeutet, dass der „Genuss” des Weines eine Strafe darstelle. Sie schmeckten scharf und so unangenehm, und nur die wenigsten tranken freiwillig davon. Davon ist allerdings das heutige Produkt, der Negre de Sa Mola, meilenweit entfernt. Besonders bemerkenswert ist wohl die Rebzusammensetzung: Tempranillo (Spanien), Sangiovese (Italien) und Callet (Mallorca) geben dem Negre de Sa Mola seinen unvergleichlichen Charakter. Es handelt sich sozusagen um eine spanisch–italienische Maridaje, wie man hierzulande sagt.
Für etwa 9 Euro ist der Negre de Sa Mola zu haben – inzwischen natürlich mit Etikett. Ich muss jedoch hinzufügen, dass er bei einer Gesamtstückzahl von 500 Flaschen bald ausverkauft sein wird. Viel Zeit sollte man daher nicht verlieren.
Der Autor, Norbert Deingruber, ist Inhaber der Weinhandlung Casa del Vino in Manacor.