Zwei Minuten nach neun. Das deutsche Konsulat auf Mallorca hat gerade den Schalter geöffnet, und schon hat der Sicherheitsbeamte, der jeden Besucher einen Zettel mit Name, Anschrift und Anliegen ausfüllen lässt, alle Hände voll zu tun. Etwa zehn Menschen warten in dem geräumigen, freundlichen Empfangsraum. Übers Jahr begrüßen die sieben Mitarbeiter des Konsulats rund 6800 Besucher wegen verschiedenster Anliegen. Ein großer Arbeitsanfall, der Konsulin Karin Köller (45) wenig Zeit lässt für repräsentative Pflichten oder gar wünschenswerte Extras wie Kulturarbeit: „Wir sehen unsere Aufgabe in erster Linie im Bürgerservice.”
Zu den klassischen Konsulatsaufgaben gehören die, die im Heimatland die verschiedenen Behörden der Stadtverwaltungen erledigen: die Registrierung von Geburten und Sterbefällen etwa. Und Passan– gelegenheiten. Im vergangenen Jahr hat das Konsulat 1677 Pässe ausgehändigt. Der zehn Jahre gültige Europapass wird nicht verlängert, sondern muss neu beantragt werden. Die Ausstellung erfolgt immer in Berlin, die Bearbeitung dauert laut Karin Köller etwa sechs bis acht Wochen – wie für Antragsteller in Deutschland auch.
In dringenden Fällen gibt es außerdem die Möglichkeit eines vorläufiges Passes. Das ein Jahr gültige Papier kann vom Konsulat selbst ausgestellt werden, „im Moment oder von einem Tag auf den anderen”. Hat der Deutsche noch einen Wohnsitz im Heimatland, muss allerdings erst die Zustimmung der Heimatbehörde eingeholt werden.
Obwohl Mallorca jedes Jahr von Millionen von deutschen Urlaubern besucht wird, machen sie dem Konsulat weniger Arbeit als die deutschen Residenten: „Da leisten die Reiseveranstalter die Löwenarbeit”, so Karin Köller. Dieser Umstand zeige, wie gut die touristische Infrastruktur auf Mallorca funktioniere. Über die Zahl der deutschen Residenten auf Mallorca gebe es durch die Freizügigkeit in der EU keine gesicherten Zahlen. „Man schätzt sie auf 50.000.”
Ein weiteres Arbeitsfeld ist der Rechtsbereich mit Notariat. Zur Beglaubigung von Unterschriften geht die Konsulin selbst an den Besucherschalter. Einen Teil dieser Arbeit machen Todesfälle von Deutschen auf Mallorca (2003 wurden 200 gemeldet) und Erbschaftsangelegenheiten aus. Konfrontiert werden die Mitarbeiter mit allen möglichen Themen: Scheidungen, Schulden, Schul– und Jobsuche etwa. In der Regel gibt das Konsulat allgemeine Rechtsauskünfte. „Wir sind keine Rechtsanwälte”, betont die Konsulin, sondern gebe Listen der Fachleute heraus. „Konsularhilfe” erhalten Menschen in persönlicher Not. Von ihrem Vorgänger war die Koordinierung der ehrenamtlichen Sozialarbeit deutscher Vereine auf der Insel angeregt worden, vor allem um allein stehenden älteren Menschen zu helfen. „Wir sind jetzt dort, wo wir hinwollten”, sagt Karin Köller.
Sie appelliert an die Eigenverantwortlichkeit, die schon vor dem Umzug nach Mallorca einsetzen sollte. Mallorca scheint auf den ersten Blick eine komplette deutsche Infrastruktur vorzuweisen, „aber es ist eben doch europäisches Ausland mit einer spanischen Infrastruktur”.
Das Konsulat habe die Pflicht, „Rat und Beistand” zu leisten, etwa wenn ein Deutscher im Ausland in Geldschwierigkeiten gerät. Finanzielle Hilfe gibt es vom Konsulat nicht. In Notfällen könne es höchstens nach strenger Prüfung durch das Auswärtige Amt rückzahlungspflichtige Leistungen geben. Nach jüngsten Gesetzesänderungen wird es auch keine neuen Fälle von Sozialhilfezahlungen für Deutsche ins Ausland mehr geben. Der Fall des einzigen „Florida-Rolfs”, den es auf Mallorca gibt, werde derzeit in Deutschland geprüft.