Das Wetter meint es heute nicht gut mit Port de Pollença. Dunkle Wolken hängen über dem Mittwochsmarkt und Petrus wäscht die ausgelegten Früchte mit einem heftigen Schauer ab. Kaum ein Marktbesucher, der nicht unter einem großen Regenschirm seine Einkäufe tätigt. Inmitten der beschirmten Menge leuchten zwei neongelbe Jacken mit der Aufschrift „Policía Local”. Doch der Schein trügt ein klein wenig. Von den beiden eingemummelten Gestalten ist nur Jaume ein hundertprozentiger Ortspolizist. Ana, seine 24-jährige Begleiterin, ist eine der 75 neuen Touristen-Polizisten, die auf Mallorca in den besucherstarken Monaten ihre Kollegen von der Ortspolizei unterstützen sollen.
Bei gutem Wetter könnte man den kleinen Unterschied mit bloßem Auge erkennen. Auf dem Uniformhemd der ehemaligen Büroangestellten prangt am rechten Oberarm ein deutlich sichtbares Abzeichen. „Policía Turística” steht unter einem farbigen Logo, das die vier Baleareninseln symbolisiert. Den großen Unterschied zwischen dem ungleichen Pärchen sieht man bei jedem Wetter. Jaume ist ein gestandener Polizist, der schon seit 23 Jahren im Amt ist. Er kennt sein Revier wie seine Westentasche.
Sechs Touristen-Polizisten sind in Pollença seit dem 1. Mai im Dienst. Ein weiterer wird seit dem Tag der Arbeit in Binissalem eingesetzt. Seit dem 5. Mai gibt es auch drei Verstärkungen in Felanitx, und in Palma gehen ab dem 16. Mai zwölf neue Uniformierte auf Streife. Jedem der Neulinge steht während der Einarbeitungszeit ein erfahrenerer Kollege zur Seite.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, haben die Touristen-Polizisten das gleiche Aufgabenfeld wie ihre Kollegen von der Policía Local. Lediglich wenn es brenzlig wird, ist der Einsatz den Ortspolizisten vorbehalten. Die Touristen-Polizisten sind, von Chemischer Keule und Gummiknüppel abgesehen, unbewaffnet.
Dafür helfen sie ihren routinierten Kollegen weiter, wenn Urlauber ein Problem oder Problemchen haben. Vor allem dann, wenn es um Verständigungsschwierigkeiten geht. Alle Touristen-Polizisten müssen neben Spanisch und Katalan auch über englische Sprachkenntnisse verfügen, die deutlich über ein freundliches „hello” hinaus gehen.
Auch die anderen beiden neuen Touristen-Polizisten der Frühschicht sind an diesem Tag rund um den Wochenmarkt von Puerto Pollença im Einsatz.
Noch mitten in der Nacht bilden Ana, Joana und Daniel eine Fahrgemeinschaft und brechen gemeinsam in Palma auf, um pünktlich um 6.30 Uhr ihren Dienst anzutreten. Bewerber aus Pollença gab es nicht. Nach acht Stunden werden sie von den anderen drei Neulingen abgelöst. Nachtdienst ist für die Kollegen von der Touristen-Polizei in Pollença mangels exzessiven Nachtlebens in der Gemeinde kein Thema.
300 Stunden dauert die theoretische Ausbildung der Touristen-Polizisten. Dazu kommen noch einige Praxiseinheiten, bevor sie den Urlaubern mit Rat und Tat weiterhelfen dürfen. Sechs Monate stehen sie in diesem Jahr unter Vertrag, 2005 sollen es neun Monate werden.
Trotz des schlechten Wetters strahlen Ana, Daniel und Joana bis hinter beide Ohren. Für sie ging ein beruflicher Traum in Erfüllung. „Seit ich ein kleines Kind war, wollte ich immer schon Polizist werden”, sagt Daniel. Früher sei aber ein absolvierter Militärdienst die Voraussetzung gewesen, weshalb der 24-Jährige zuerst Elektriker wurde.
Viel zu tun haben die drei während ihrer ersten Berufstage nicht. „Noch stehen wir hier so ein bisschen auf verlorenem Posten”, meint Joana (20), „aber zum Glück helfen die Kollegen, wo sie können.”
„Hauptsächlich fragt man uns nach dem Weg, der Bushaltestelle, der nächsten Apotheke oder wo sich das Tourismus-Informationsbüro befindet und wie man dort hin kommt”, erzählt Ana von ihrem Berufseinstieg, während ihr heutiger Patrouillenparter Jaume einen über einen Strafzettel aufgebrachten Pollencí beschwichtigt. „Komm nachher in mein Büro, das regeln wir schon.”