Die ökologische Landwirtschaft auf Mallorca befindet sich auf dem Vormarsch. Mehr und mehr Bauern entschließen sich, Kunstdünger und Pestizide einzumotten. Nach den größeren Städten eröffnen nun selbst in Dörfern wie Capdepera kleine Lebensmittelgeschäfte mit Öko-Produkten. In den großen Supermärkten rücken wie derzeit im El Corte Inglés Kampagnen die umweltfreundlich erzeugten Lebensmittel verstärkt in den Vordergrund. Und erstmals hat der Sektor per eigener Öko-Messe offiziell Flagge gezeigt: Auf der „Fira Ecològica a Mallorca” präsentierten sich am vergangenen Wochenende 20 ökologisch ausgerichtete Agrarbetriebe und Lebensmittelhersteller.
Neben dem bunten Obst und Gemüse der Bauern fanden sich
eingelegte Früchte, Mandeln und Brotlaibe ebenso wie
Sobrasada-Würste von glücklichen schwarzen Schweinen,
Blütenparfüms, Olivenöl und Ökowein. „Mit uns geht es absolut
aufwärts. Wir hatten ein Wachstum, das fast exponentiell ist”,
freut sich Andreu Oliver, der Präsident des balearischen Rates zur
Erzeugung ökologischer Agrarprodukte (CBPAE). Diese dem
balearischen Agrarministerium unterstellte Organisation überwacht
die Einhaltung der EU-weiten Standards in Sachen ökologischer
Agrarproduktion und vergibt das offizielle Qualitäts– und
Garantiesiegel der Balearen für Öko-Lebensmittel (gelbe Sonne am
blauen Himmel über brauner Flur mit grünenden Ackerfurchen.)
Seit der Gründung des Rates hat die ökologische Agrarwirtschaft
einen enormen Aufschwung genommen. Waren 1994 lediglich sieben
Landwirte mit rund 900 Hektar eingetragen, sind es jetzt 350
Mitglieder mit rund 13.000 Hektar. „Das sind 3'4 Prozent der
Agrarfläche auf den Inseln”, sagt Oliver. Die Zukunft sieht er
durchaus positiv: „Während die Bauernschaft ingesamt überaltert,
sind es vor allem junge Menschen, die sich der ökologischen
Landwirtschaft verschreiben.” Frei von Problemen ist der Sektor
indes nicht: Die Nachfrage ist deutlich größer, als die Bauern
liefern können. Das führt nach Olivers Worten mitunter zu
übertriebenen Preisen, so dass ein Öko-Produkt mitunter doppelt so
teuer ist wie ein herkömmliches Produkt. „Im Prinzip jedoch müssen
ökologische Agrarprodukte 20 bis 30 Prozent teurer sein als
konventionelles Obst und Gemüse.” Denn für die Ökobauern falle auf
den Äckern deutlich mehr Handarbeit und Zeitaufwand an.
Bei den Produzenten von Öko-Fleisch ist das Verhältnis von Angebot
und Nachfrage geradezu umgekehrt. „Es gibt leider kaum
Verkaufsstellen”, sagt Tomeu Melis, Sprecher von Koorporative
Eco.Ram. Zu dieser haben sich 16 junge Landwirte aus ganz Mallorca
zusammengeschlossen. Ihre Eltern hatten früher traditionelle
Tierhaltungen. Seit zwei Jahren beliefern sie den Supermarkt
Alcampo bei Palma, derzeit bauen sie ein Verteilernetz zu kleinen
Inselmetzgereien auf.
Vor rund zehn Jahren hat sich auch María Jesus Pons von der Finca Ca'n Patriarca bei Pollença der Öko-Landwirtschaft verschrieben. Wenn sie nicht gerade auf den Märkten am Hafen, in Sa Pobla oder Inca verkauft, kümmert sie sich um den Salat und die Tomaten auf den Feldern. Der Wecker klingelt um fünf Uhr morgens. „Öko-Anbau”, sagt sie, „ist eine Frage der Überzeugung.”