Gut ein Jahr nach der Schließung der Balearen-„Botschaft” in Berlin eröffnet die Regierung der Inseln eine neue Vertretung, die die Förderung der Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland zum Ziel hat. Sitz des Konsortiums zur wirtschaftlichen Förderung der Balearen (CDEIB) ist Bad Honnef bei Bonn. Als Bindeglied zwischen balearischen Unternehmern und deutschen Händlern und Abnehmern der „producte balear” soll der Unternehmer Georg Christoph Weimert fungieren, der eine enge Beziehung zu Mallorca hat und selbst Handel mit mallorquinischen Produkten betreibt.
Josep Juan Cardona, Wirtschaftsminister der Balearen, wird zur Eröffnung des Büros „mit weiteren hochrangigen Vertretern der Balearenregierung” nach Bad Honnef reisen, um das CDEIB-Kommunikationsbüro zu eröffnen. Neben einem Konzert der mallorquinischen Pianistin Isabel Rosselló und einer Degustation mallorquinischer Weine und Spezialitäten aus dem Rezeptblock von Oscar Martínez Plaza vom Restaurant Xoriguer in Palma soll die Unterzeichnung eines Kooperationsabkommens zwischen der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef und der Balearenregierung Bestandteil der Eröffnungsveranstaltung sein.
Wie Weimert erklärt, soll die Hochschule mit der Erarbeitung einer Feldstudie beauftragt werden, die den Bekanntheitsgrad und das Ansehen balearischer Produkte unter deutschen Urlaubern ermitteln soll. Nach dieser Analyse sollen weitere Projekte folgen, die von der Balearen-Regierung finanziert werden, um Lebensmittel und andere Waren made auf den Balearen bekanntzumachen und Vertriebswege aufzubauen. In Bad Honnef komme der Govern für die Personalkosten einer Mitarbeiterin und die Büromiete auf.
Unlängst hat das balearische Handelsministerium auch zwei solcher Büros in den USA eröffnet, in Los Angeles und New York. Der Standort Bad Honnef habe sich durch die Zusammenarbeit mit Weimert ergeben, so Kurt Viaene, Generaldirektor für Wirtschaftsförderung der Balearen: „Der Standort ist nicht entscheidend, sondern dass da eine lebendige Plattform geschaffen wird.” Weimert, der teilweise auf Mallorca aufgewachsen ist und bereits Promotion für balearische Produkte gemacht hat, sei der richtige Mann für diese Aufgabe, da er Mallorca und die balearischen Produkte gut kenne und auf der Insel ein hohes Ansehen genieße. Weil er über die nötigen Kontakte verfüge und wisse, wie vorzugehen ist. Die Gefahr eines möglichen Interessenkonfliktes durch Weimerts Doppelfunktion als Unternehmer und balearischer Repräsentant könne er nicht erkennen.
„Ein Alleinimporteur würde den Markt kaputt machen”, sagt Weimert, für den der Handel mit balearischen Produkten nur ein Nebenschauplatz ist: In erster Linie leitet er einen Handwerksbetrieb. Für Produkte mit der Herkunftsbezeichnung „producte balear” sieht er in Deutschland einen Markt „für drei, vier Großhändler”: Der Verbraucher kann gut nachvollziehen, woher die Ware stammt und wie sie fabriziert wurde. „Wir suchen Importeure, die das mittragen.” Bislang machten sich die Großhändler nicht die Mühe, bei ihren Abnehmern Überzeugungsarbeit zu leisten.
Bei Josep Moll, dem früheren Leiter der von der Vorgängerregierung initiierten Balearen-Botschaft in Berlin, stößt das neue Vorhaben auf Kritik: „Auf den ersten Blick sieht das nicht nach der besten Lösung aus”, obwohl er Weimert für einen tüchtigen Mann halte. Er frage sich, warum man nicht einfach das Büro in Berlin behalten habe, „wo schon alles eingefädelt war”. Eine andere Möglichkeit hätte seiner Ansicht nach die Kooperation mit der Sparkasse Düsseldorf sein können, die sich ebenfalls als Partner angeboten habe und ein Lokal in Düsseldorf finanziert hätte. Viaene betont, das Berliner Büro sei eine Initiative des Tourismusministeriums gewesen, während das neue Büro dem Wirtschaftsministerium untersteht.