Aus der galicischen Region Salvaterra do Mino stammt der Trester für den Orujo der Kellerei Fillaboa. Es handelt sich dabei jedoch nicht um den gewöhnlichen weißen Orujo, sondern um einen sogenannten Orujo envejecido. Dies ist ein Tresterbrand, der über viele Jahre in französischen Eichenfässern gelagert wurde.
Mit den Jahren verändert sich die Farbe der ursprünglich weißen
Flüssigkeit in einen dem Bernstein ähnelnden Farbton mit
Goldreflexen. Es ensteht ein unglaublich aromatisches
Gesamtkunstwerk.
Der Fillaboa Orujo Envejecido beeindruckt mit seiner Eleganz,
seiner perfekten Verbindung von
Fruchtaroma von konfitierten Pflaumen und einem weichen Holzton,
der die Frucht ummantelt, trocken und sehr geschmackvoll.
Man trinkt ihn kühl, nicht kalt, seine Lagerfähigkeit ist schier
unbegrenzt. Der Preis von 38 Euro für die Halbliterflasche ist dem
langen Ausbau im Barrique und der Qualität angemessen.
Das Brennen von Orujo und die Weiterarbeitung von Tresterbrand
besitzt im Nordwesten Spaniens eine uralte Tradition. Bereits die
Kelten, aber auch die Rö- mer und selbst die Araber liebten das
Brennen von geistlichen Getränken.
Am bekanntesten ist wohl die sogenannte Queimada. Dies ist nicht
bloßes Verbrennen, sondern ein historisches Ritual. Man goss weißen
Orujo in eine Tonschale, fügte eine größere Menge Zucker, Zitronen–
und Orangenschalen und etwas gemahlenen Kaffee hinzu und entzündete
das Gebräu, während man Beschwörungsformeln murmelte.
Die Flamme brannte blau, und es entstand ein sirupähnliches Getränk mit starkem digestiven Charakter. Man hatte es selbst in der Hand, das Gemisch solange brennen zu lassen, bis sich fast der gesamte Alkohol darin verflüchtigt hatte oder früher abzubrechen, um noch ein wenig davon zu retten.
Der Autor Norbert Deingruber ist Inhaber der Weinhandlung Casa del Vino in Manacor.