Es gibt sie immer wieder mal: Schreckensmeldungen von Schutzgelderpressung, Rollkommandos, Einbrecherbanden, Drogenringen und Menschenschleusern. Die Mafia wirft auch auf Mallorca ihre Netze aus. Das ist kein Wunder, denn auf der Insel sitzen die Geldbörsen locker, und Urlauber, vor allem aber reiche Ferienhausbesitzer, tun sich durch Sorglosigkeit hervor.
Doch von Verhältnissen wie etwa in Marbella, wo vom Bürgermeister angefangen eigentlich alle mehr oder weniger korrupt sind, ist die Insel zum Glück weit entfernt. Da spielen mehrere Faktoren ein Rolle. Zum einen passen die Politiker aufeinander auf, und die lokale Presse ist nicht minder scharf.
Zum zweiten greift die Polizei durch. Manchmal ein bisschen spät, was vor allem die bereits Geschädigten finden. Aber wenn die Sicherheitskräfte arbeiten, tun sie das meist gründlich. Ihnen hilft die Tatsache, dass die Insel eine überschaubare Größe hat und die Verbrecher so schnell nicht wegkommen. Vor allem aber sind die Vorgesetzten nicht korrupt. Mit Rückendeckung von oben trauen sich Uniformierte in Spanien auch an die vermeintlich ganz großen Tiere ran. Alles eine Frage von, sagen wir, wie es ist, "Cojones".
Das muss so bleiben, damit Mallorca bleibt, was es ist: Ein Paradies für Urlauber. Die Polizei übernimmt insofern eine Rolle, die für die Inselwirtschaft so wichtig ist wie kaum eine andere. Ein unfreundlicher Kellner verdirbt nämlich noch keinen Urlaub, eine geklaute Handtasche schon.
Die ausländischen Mallorca-Residenten spielen beim Thema Mafia übrigens eine besondere Rolle. Sie sind nämlich nicht nur mögliche Opfer, sondern immer öfter selber Täter. Mangels Kenntniss der spanischen Gesetze (und dem notorischen Unwillen, sie zu befolgen) lässt sich eine Tendenz zur Selbstjustiz feststellen. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus? Von wegen, wenn sie kann, dreht sie ihr sogar den Hals um.
Auf diesem Feld hat die mallorquinische Polizei noch reichlich Nachholbedarf. Ansonsten sollte sie im wesentlichen so weitermachen wie bisher.