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Der Zauber ist verflogen

Nachfrage eröffnet Fischern neue Horizonte

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Noch vor einem Jahr ging es in der Fischauktionshalle in Palma wesentlich eindrucksvoller zu. Wenn sich morgens in aller Herrgottsfrühe das Tor öffnete, strömten die Fischhändler hinein wie die Irren. Vor ihnen lag das Gold des Meeres ausgebreitet. Aus unzähligen Steigen leuchteten die Fische wie aus Schatztruhen hervor. Meeresgetier glänzt in vielen Farben, wenn es frisch ist. Und das waren sie, die Muränen, Flundern, Katzenhaie, Sardinen, Barben, Seeteufel, Langusten ...

Und was für ein Schauspiel bot erst das geschäftliche Gebaren. Fischer und Fischhändler begrüßten sich wie alte Bekannte, zack, zack wurde ausgewählt, die Steigen voll Eis und Frischfisch wechselten im Nu den Besitzer, wurden von den Gehilfen über den Boden geschleift, gezogen, gerollt, ein hektisches Treiben, Stimmengewirr, Lachen, Flüche. Wie im Rausch verflog die Zeit, in nicht einmal einer halben Stunde war die Halle wie leergefegt, die Ware in Kühltransportern unterwegs zum Bestimmungort.

Von diesem Zauber ist in der Lonja seit der Einführung der elektronischen Versteigerung nicht mehr viel zu spüren. Wie am Flughafen kommen die Steigen auf einem Transportband in die Halle gefahren, die Händler geben ihr Gebot per Knopfdruck ab.

Bleibt nach dem Verlust des Spektakels nur der schnöde Streit ums Geld. Die Händler machen den großen Reibach, klagen die Fischer. Doch auch ihre Einnahme stiegen im vergangenen Jahr – bei geringeren Fängen – um 18 Prozent.

Die Preise für Fisch zogen in den vergangenen Jahren deutlich an. So manches Meeresgetier liegt im Modetrend, wird zur Delikatesse verklärt und teuer bezahlt. Gambas etwa.

Diese Entwicklung eröffnet der Fischern neue Wege. Noch finden sich auf den Balearen, anders als am Atlantik, kaum Zuchtbetriebe für gefragte Fischarten. Gleichwohl gibt es Forschungsprojekte. In der Regel sind solche Zuchtbetriebe im Meer ökologisch problematisch. Damit sie funktionieren, muss mehr denn je auf die Wasserqualität geachtet werden. Das wiederum kann ein Gewinn für alle sein – wenn die Bewirtschaftung nachhaltig erfolgt.

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