Am Wochenende ist das Thema Golf bei der Familie Blöcher tabu – und das Handy ausgeschaltet. Eigentlich. Beim Samstagbesuch in ihrem idyllischen Zuhause in Capdellà klingelt es dann doch. Stefan Blöcher (45), Geschäftsführer und Sportdirektor der Clubanlage „Golf de Andratx” ist eben ein vielbeschäftigter Mann. Bei den großen Jahres-Events, dem Premiere-Turnier etwa, führt er rund 400 Telefonate am Tag, sagt seine Frau. Das Wochenende gehört deshalb nur Ehefrau Tina (42) und Tochter Xenia (8).
Eine „Herzensangelegenheit” sei ihm die Golfanlage trotzdem, gesteht Stefan Blöcher. Schließlich hat er sie ja auch vor sechs Jahren quasi „aus dem Boden gestampft”. Noch heute betrachtet er es als Herausforderung, Tag für Tag den „Kampf mit der Natur” aufzunehmen: „Dieser Boden ist ja für Golf eigentlich nicht geeignet.” Überhaupt, sagt Stefan Blöcher, habe er drei Berufe in einem. Als Gärtner oder „Green-Keeper” kümmere er sich um Platzerhalt und -pflege, als Manager um die Mitgliederwerbung und Turnierorganisation, und als Gastgeber müsse er noch stets das Wohl der Gäste im Auge behalten.
Letzteres, so gesteht er sympathisch selbstkritisch, sei ihm anfangs nicht leicht gefallen: „Ich war ganz schön arrogant und unnahbar.” Das hatte mit der Komplexität der Aufgaben zu tun, aber auch damit, meint er heute, dass er als bekannter Hochleistungssportler aus Deutschland „das Dienen schlicht nicht gewöhnt war”. Sein Name stand für den besten „Welthockeyspieler des Jahres” (1987); 259 Länderspiele hat Stefan Blöcher für Deutschland bestritten, zweimal war er Deutscher Meister, fünfmal Europameister, 1982 Vizeweltmeister. Dann kam Mallorca.
Stefan Blöcher: „Hier kannte mich kaum jemand, und ich hatte keine Ahnung, wie das ist, als Ausländer – ohne Spanisch! – in einer Urlaubsdestination zu arbeiten.” Dabei waren seine beruflichen Voraussetzungen geradezu perfekt. Nach seinem Studium an der Sporthochschule Köln war es ihm früh gelungen, Sport und Beruf unter einen Hut zu bringen. Das Golfspielen lernte Stefan Blöcher in seinem damaligen Heimatclub Bielefeld, seiner Frau Tina begegnete er im Golfclub Rosenheim, wo sie den Pro-Shop aufbaute. Kurze Zeit später wurde er Mitglied im Eagles Charity Club, einer golfspielenden Vereinigung Prominenter, die bedürftigen Menschen helfen. Bei der Balsam-AG, dem damals größten Sportbodenhersteller, stieg er als PR- und Marketing-Manager ein und reiste als „Hockey-Botschafter” rund um die Welt. Bevor er nach Mallorca kam, war er Sportdirektor im Golfclub Wiesensee.
Mallorca betrachtet er heute als Herausforderung, die er angenommen – und bestanden hat: „Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir es als deutsche Familie geschafft haben, einen der bekanntesten Clubs überhaupt aufzubauen – mit fast 600 Aktionären und über drei Millionen Euro Jahresumsatz.” An Spitzentagen gehen heute an die 200 Spieler über den Platz, und das verdankt er auch seinen „tollen Mitarbeitern”, sagt Stefan Blöcher: „Als Ex-Teamspieler weiß ich ihre eingespielte Professionalität sehr zu schätzen.” Wie auch die seiner Frau Tina, die im Club als Einkäuferin den Pro-Shop leitet und ihm bei allen Personalfragen zur Seite steht: „Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft.” Sie half ihm auch dabei, sich in die „Gastgeber-Rolle” einzufinden: „Heute akzeptiere ich jeden Menschen wie er ist und konzentriere mich auf seine Stärken.” Mallorca möchte die Familie nicht mehr missen: „Wir lieben die Landschaft und erkunden ihre Schönheit in jeder freien Minute.” Ob beim Wandern, auf dem Fahrrad oder auf Roller-Blades: „Die Natur hier ist unsere Oase.”