Folgen Sie uns F Y T I R
HENRI CARTIER-BRESSON

„Man muss hinsehen”

Casal Solleric in Palma zeigt bis zum 29. Mai einen eindrucksvollen Querschnitt durch das Schaffen des genialen Meisters des fotografischen Augenblicks

|

"Zur Fotografie gibt es nichts zu sagen, man muss hinsehen”, war einer seiner Lieblingssätze, wenn es galt, sich vor Interviews und Pressekonferenzen zu drücken. Und davon gab es viele im Leben von Henri Cartier-Bresson. Der Altmeister der modernen Fotografie und Pionier des internationalen Bildjournalismus, der schon zu Lebzeiten als Legende galt, gab sich stets wortkarg.

Und obwohl der Franzose mit seiner kleinen Leica über Jahrzehnte das große Weltgeschehen und die kleinen Alltagswelten fotografierte, hielt er auch nicht viel davon, selbst abgelichtet zu werden. Henri Cartier-Bresson war ausgespochen fotoscheu.

Dafür verstand er es wie kein anderer, den entscheidenden Augenblick einzufangen. Mit traumwandlerischer Sicherheit zückte er unauffällig die Kamera, zielte, löste geräuschlos aus und verdrückte sich wieder. Keine Ausschnitte, ausschließlich Standardbrennweiten. So, wie er das Bild aufnahm, wurde es auch vergrößert. Cartier-Bresson hatte die Fähigkeit, den Moment zu treffen, dem nichts mehr hinzuzufügen war. Henri Cartier-Breson starb am 3. August 2004 bei Marseille, wenige Tage vor seinem 96. Geburtstag.

Bis zum 29. Mai werden im Casal Solleric in Palma rund 120 Fotos von ihm ausgestellt. Darunter auch zahlreiche Klassiker.

Für Cartier-Bresson bestand die Welt aus Menschen und deren Umfeld. Menschen in komischen Situationen, in Armut, Reichtum, in Leid und Freude.
Börsianer teilen sich die Ausstellungswände mit Kindern, die, wie Orgelpfeifen aufgereiht, den Überlebenskampf im Madrid der 30er Jahre symbolisieren. Ein Galaabend der High Society wird von nicht minder lebensfrohen Huren aus Alicante kontrastiert.

„El Pont d'Europ” aus dem Jahr 1932 ging um die Welt, owohl es keinen Nachrichtenwert hat. Die Komposition eines springenden Mannes, dessen Umriss sich in einer gewaltigen Pfütze spiegelt, in die er einen Sekundenbruchteil später treten wird, ist schlicht genial.

Drei Männer blicken 1962, auf einem Verteilerkasten stehend, über die frisch gebaute Berliner Mauer. In einer Züricher Straßenbahn transportiert 1966 jemand ein Grabkreuz, ein Hamburger Metallarbeiter schläft eingerahmt von Schraubstöcken auf seiner Werkbank. Campingurlauber bringen den Betrachter zum Schmunzeln.

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Und somit gibt es über Henri Cartier-Bresson auch nicht mehr zu sagen. Außer: hinsehen!j

Henri Cartier-Bresson: Bis 29. Mai im Casal Solleric, Palma. Dienstag bis Samstag 10 bis 14 und 17 bis 21 Uhr, Sonntag 10 bis 13.30 Uhr.

Meistgelesen