Tim Mälzer gibt dem braungebrannten Mann am Grill einen freundschaftlichen Klaps auf den nackten Bauch: „Dass mal nichts anbrennt”, schärft er dem Grillmeister grinsend ein, der zusammen mit anderen Urlaubern in Peguera eingeladen wurde, um beim ersten Drehtag zum Grillspecial der Sendung „Schmeckt nicht, gibt's nicht” die lebendige Kulisse abzugeben. Zehn Tage verlagert VOX das Kochstudio des „beliebtesten deutschen Fernsehkochs” (laut einer Umfrage der Zeitschrift Bildwoche) nach Mallorca: Ab 12. Juni soll das leckere Urlaubsfeeling in die deutschen Wohnstuben flimmern. Mälzers Küchentipps gibt es dann mit Strandatmosphäre, vom Golfplatz, aus Rudi Völlers Fußballschule und anderen Locations der Insel.
Je rund eine Million Zuschauer werden dann voraussichtlich an den Bildschirmen hocken, weil sie die einfachen, leicht nachzukochenden Rezepte und die unkomplizierte Art des Hamburgers schätzen. Mit dieser Quote ist der 34jährige nicht nur Publikumsliebling, sondern auch Hauptperson der erfolgreichsten VOX-Sendung überhaupt, wie Redakteur Joachim Winterscheidt am Set auf der Dachterrasse des Beachclubs „Paradise” in Peguera verrät.
Während sich die Statisten auf Liegestühlen räkeln, wirbelt Mälzer in einem roten T-Shirt mit Werbung einer mallorquinischen Firma zwischen Scheinwerfern und Kameras herum, macht hier einen Witz, zwickt dort einer Bikini-Schönheit mit einer Grillzange in den Allerwertesten, stülpt sich den rosaroten Sonnenschutz eines Mitarbeiters auf den Kopf und umarmt seinen Gast Helmut Helwig, mit dem er in Orangenmarmelade mariniertes Roastbeef vom Grill und Auberginen-Kaviar zubereitet.
„Das ist die Wurzel allen Übels, der Mann, von dem ich alles kann”, sagt Mälzer vor laufender Kamera über Helwig. Von ihm habe er während seiner Ausbildung zum Koch im Hamburger Hotel Interconti viel gelernt. Der Kontakt hat sich über all die Jahre gehalten, so dass Helwig, der teilweise auf Mallorca lebt, bereits zum zweiten Mal als TV-Küchenpartner eingeladen ist.
Das Verhältnis des alten Hasen und des Jungspunds war damals, in Mälzers Lehrjahren, nicht immer ohne Spannung: „Ich habe ihn zweimal nach Hause geschickt, weil er so ein frecher Hund war”, sagt Helwig. Sein Betragen habe Mälzer auch manche Rüge in der Berufsschule eingebracht, etwa wenn sein Schnarchen den Unterricht störte. Aber: Gleichzeitig brachte sein Schützling „nur Einsen” aus der Schule mit. „Und er hat als Lehrling alle Wettbewerbe gewonnen, die es damals in Deutschland und in Europa zu gewinnen gab.”
Mälzer sei in der Küche ein Allroundtalent, einer der unglaublich schnell arbeite und ein wahnsinnig gutes Gedächtnis habe. „Dem gelingt alles”, sagt Helwig über seinen früheren Schüler: ob als Koch im eigenen, über Wochen ausgebuchten Hamburger Restaurant „Das weiße Haus”, als TV-Mann, als Kochbuchautor oder als Unternehmer, der Mälzer-Brötchen vermarktet.
Wenn die beiden sich vor der Kamera kabbeln, dann ist das nur die Fortsetzung des herzlich-rauhen Umgangstons, den sie auch sonst miteinander pflegen. Überhaupt: Authentisch kommt dieser Mälzer rüber, bei allem, was er macht. Vielleicht ist das eines seiner Erfolgsgeheimnisse. So recht erklären kann er sich selbst den Rummel nicht, der nach etwa einem Jahr Sendezeit um ihn und seine TV-Show gemacht wird. „Ich freue mich natürlich über den Erfolg, aber er verwirrt mich”, sagt Mälzer in einer Drehpause.
Die Fernsehshow sei nichts, auf das er stolz sei, weil er sie gar nicht angestrebt habe: „Sie war ein Zufallsprodukt. Dafür musste ich nicht trainieren.” Wirklich stolz sei er auf Dinge, die er aus eigener Kraft geschaffen habe wie sein Restaurant: „Das habe ich ohne das Fernsehen hochgebracht. Dort wurde ich entdeckt.” Dass Mälzer nicht nur ein Spaßvogel ist, der im Leben Glück gehabt hat, wird beim Dreh klar. Er kann den Clown spielen, Witze reißen und rumzappeln – und ist doch die ganze Zeit über diszipliniert bei der Sache. Mehr noch: Er ist es, der den Ton angibt, der entscheidet, dass der Dreh unterbrochen wird, weil „der Fisch riecht” und ein frischer besorgt werden muss. „Was ich koche, wird hinterher auch gegessen. Ich kann nicht so tun als ob.”
Richtiges Essen in Realtime zubereitet: Das gehört zum Konzept der Kochsendung. Da wird nichts vorbereitet oder gefaked. Mälzer und sein Gast schnippeln und würzen, während Assistentin Nina, im richtigen Leben Mälzers Freundin, eine Sangría anrichtet. Er wolle kein „Mr. Perfect” sein, sagt Mälzer. Wenn während der Sendung mal was daneben geht, dann ist das halt so wie in jeder Küche. Bei ihm darf's auch mal der Griff zum Maggi-Topf sein, wenn den Zuschauern gezeigt werden soll, wie man in einer halben Stunde ein leckeres, witziges Essen zubereiten kann.
Als Profikoch im eigenen Restaurant benutze er nur frische Produkte. Aber auch dort will er nicht für die High-Society, sondern eher für den Nachbarn von nebenan kochen. „Ich habe meinen eigenen Stil.” Auf den Geschmack kommt es ihm derzeit mehr an als auf ausgesprochen gesunde Kost: „Ich denke, dass der Körper schon weiß, was ihm guttut und automatisch nach dem richtigen verlangt.”
Anständige Bratkartoffeln oder ein gut gemachtes Risotto zieht er der Sterneküche in der Regel vor. Auf Mallorca, das er bislang nur aus einem Strandurlaub in Kindertagen kannte, will er vor allem die regionale Küche probieren und einheimische Produkte beim Kochen verwenden. Mälzer: „Ich bin ein Hausmannskostfanatiker.”