In Sachen Fördermittel für Eisenbahnprojekte aus Madrid bauen sich auf Mallorca die konservative Regierungspartei PP und die sozialistische Oppositionspartei PSOE derzeit gegenseitig goldene Brücken: Bei einem Spitzentreffen einigten sich beide Seiten auf neun Bauvorhaben, für die sie gemeinsam in der spanischen Hauptstadt Fördermittel beantragen wollen. Die Kosten für alle Projekte belaufen sich auf insgesamt 1'225 Milliarden Euro.
Sollte mit dem spanischen Verkehrsministerium hinsichtlich der Finanzierung ein Eisenbahn-Abkommen gelingen, wäre es das erste in der Geschichte der Insel, sagte der PSOE-Generalsekretär und frühere balearische Ministerpräsident Francesc Antich. Er hatte sich im April als Vermittler im Streit zwischen Palma und Madrid um die Finanzierung von Verkehrsprojekten angeboten. Vor allem bei den Autobahn-Projekten kam es zwischen den beiden Regierungen zu massiven Spannungen.
Hinzu kommt, dass der Straßenausbau auch zwischen der Balearen-Regierung und der Opposition heftig umstritten ist. Anders sieht es unterdessen im Fall von Schienen und Zügen aus. Bei dem Spitzentreffen zwischen Francesc Antich und der balearischen Vize-Regierungschefin Rosa Estarás am Montag betonten beide Seiten ihre Übereinstimmung, das Schienennetz auf der Insel ausbauen zu wollen. Die neun Projekte sehen unter anderem neue Strecken vor von Sa Pobla nach Alcúdia, von Manacor nach Cala Rajada sowie von Palma über Santanyí und Felanitx nach Manacor. Hinzu kommen Straßenbahnprojekte an der Playa de Palma mit Anbindung bis nach Santa Ponça sowie von Alcúdia zum Hafen und in Richtung Can Picafort. Ausgenommen ist das Metro-Projekt Palma-Universität, das die PSOE nicht mittragen will.
Die gemeinsame Haltung der beiden großen Parteien wurde von den politischen Kommentatoren als „ungewöhnlich” bezeichnet. Einige vermuteten in der Annäherung erste zaghafte Schritte hin zu einer Reform des Balearen-Statuts.