Die Arbeiten zum Wiederaufbau der Berliner Mauer haben begonnen. Und zwar in dem mallorquinischen Dorf Sa Pobla. Was klingt wie eine absurde Meldung, ist in Wahrheit ein ambitioniertes Kunstprojekt: Es handelt sich nämlich um die Neugestaltung der Plaça de la Creu nach einer Idee des deutschen Nils Burwitz, der seit Jahren in Valldemossa lebt, die Umsetzung erledigt Architekt Antoni Pons.
Die ersten Eindrücke kann der Besucher bereits gewinnen, Burwitz erinnert die Szenerie der aufgerissenen Erdschollen an ein Bild Caspar David Friedrichs in der Hamburger Kunsthalle. „Wenn alles fertig ist, werden auf dem Platz vier Skulpturen aus Stahl stehen, eine immer ein bisschen höher als die andere”, erklärt Burwitz. Diese sollen „den Fall, besser gesagt das Niederreißen der Berliner Mauer” symbolisieren.
Seine Idee hatte er vor drei Jahren dem damaligen Bürgermeister und jetzigen balearischen Umweltminister Jaume Font vorgestellt, der sofort begeistert war und ihm den Auftrag erteilte. Aber was hat ausgerechnet Sa Pobla mit der Berliner Mauer zu tun?
„Sa Pobla ist anders als andere Gemeinden auf Mallorca”, erklärt Burwitz, „der Alltag ist dort etwas schwieriger als woanders.” Denn „in der Agrargemeinde leben besonders viele der auf Mallorca ansässigen Muslime, die dort auch Vorurteilen begegnen.” Font habe sich immer für sie stark gemacht und etwa dafür Sorge getragen, dass sie ordentliche Papiere erhalten und damit Versicherungsschutz genießen.
Burwitz sieht in jeder Mauer nicht nur ein Symbol für Vorurteile, sondern auch für alles Trennende. Die Höhe von 3'60 Metern entspricht genau der der Berliner Mauer; die nächste Skulptur zeigt den Abriss, der von beiden Seiten erfolgt. Motto: Auf der anderen Seite ist alles besser. Die letzte Skulptur stellt eine hohle Mauer dar, von innen durch farbiges Glas ausgeleuchtet. Oben drauf geht ein Mensch, der die Vorurteile überwunden hat.
Burwitz hat alle Skulpturen so angelegt, „dass Kinder auf ihnen herumturnen können, so werden sie in den Alltag integriert”. Wenn der Platz fertig ist, soll er auch umgetauft werden: Plaça de l'amic i l'amat, nach dem Buch von Ramon Llull „Vom Liebenden und vom Geliebten”. Der Mallorquiner Llull, der im 13. Jahrhundert lebte, gilt als Symbolfigur im Kampf gegen Vorurteile.