Das Bewilligen oder Ablehnen von Aufenthaltsgenehmigungen nach Recht und Gesetz ist eine Sache, der menschenwürdige Umgang mit den Antragstellern eine andere. Wer sich wegen seiner „Residencia” in den Schlangen der Ausländerbehörde „Extranjería” bei Wind, Regen und Kälte die Füße in den Bauch gestanden hat, nur um dann gar nicht erst eingelassen zu werden, weiß ein Lied davon zu singen.
Dass ein solches Procedere sich – rein technisch gesehen – auch auf freundlichere Weise bewerkstelligen lässt, stellt in Palma die Sozialbehörde „Seguridad Social” unter Beweis: Im dortigen Wartebereich gibt es Sitzplätze und Toiletten, auf dem Flachbildschirm im Warteraum berichtet der TV-Sender „Discovery-Channel” über die Suche nach Piratengold, und wer zu den Leuchtanzeigen mit den Wartenummern aufschaut, erkennt mit einem Blick, ob die Zeit noch für einen Kaffee in der Bar nebenan reicht oder nicht.
Nicht so bei der Extranjería: Wer die Schlange verlässt, verliert Platz und Anspruch. Kriminelle treiben Handel mit den ausgegebenen Nummern, Schwache werden weggedrängt, Kinder klagen, Frauen brechen in Tränen aus, Alte können die Notdurft nicht halten, Schwangere fallen in Ohnmacht. Willkommen in Europa!
Möglich, dass das jetzt besser wird. Denn der balearische Ministerpräsident Jaume Matas hat erstmals eine Ministerin für Zuwanderung ernannt. Encarna Pastor hat zwar null Kompetenzen bei der (staatlichen) Extranjería. Doch sie könnte zu einem Sprachrohr all jener werden, die auch von der Ausländerbehörde mit Respekt behandelt werden möchten.
Die Opposition buht: „Billiger Stimmenfang!” Mag sein. Aber mit der neuen Funktion ist erstmals ein institutionalisierter Ansprechpartner geschaffen worden, der Augen und Ohren nicht verschließen darf, wenn er ernst genommen werden möchte. Gleichzeitig ist ein solcher Funktionsträger immer auch Ansprechpartner für jene, bei denen die starke Zuwanderung von Ausländern aus aller Welt Ängste weckt. Matas hat einen verantwortungsvollen Posten geschaffen. Und Encarna Pastor wird es nicht leicht haben.