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„Die Probleme werden jetzt kleiner und kleiner”

Franz Beckenbauer nutzte das Benefiz-Golfturnier von Premiere in Camp de Mar (S. 20), um sich einige Tage vom Vor-WM-Stress zu erholen. Mit MM sprach der Kaiser über Fußball, seine Stiftung – und seine Heirat

Franz Beckenbauer.

Mallorca Magazin: Sie ruhen sich gerade vier Tage auf Mallorca von den Strapazen der vergangenen Monate aus. Wie kommt es, dass Sie als OK-Chef so kurz vor der Weltmeisterschaft dafür die Zeit finden?
Franz Beckenbauer: Wenn der Chef in dieser Zeit die Möglichkeit hat, fünf Tage Auszeit zu nehmen, zeigt das ja schon, dass die Organisation in Ordnung ist. Wir haben sehr gute Mitarbeiter. Ich habe vorhin wieder eine Stunde mit dem OK telefoniert. Es läuft alles, bis auf ein paar Kleinigkeiten. Die Probleme werden jetzt immer kleiner und kleiner. Und am 9. Juni verschwinden die alle.

MM: Wo hakt es denn derzeit noch etwas?
Beckenbauer: Solche Dinge wie die Kritik der Stiftung Warentest an einigen Stadien werfen einen immer wieder zurück. Lauter so sinnloses Zeug, was dich nur aufhält, wo man eigentlich Wichtigeres zu tun hat.

MM: Können Sie denn in diesen wenigen Tagen auf Mallorca wirklich richtig auftanken?
Beckenbauer: Kann ich. Ich habe das Golfen sehr genossen. Keiner hat mich angesprochen auf Fußball, vor allem nicht auf WM-Karten. Ich habe mich hier sehr gut erholt.

MM: Sie haben Montag beim Premiere-Golfturnier in Camp de Mar mitgespielt, das zugunsten der Franz-Beckenbauer-Stiftung ausgetragen wird. Was stand denn in der restlichen Zeit auf dem Programm?
Beckenbauer: Wir sind mit einem Freundeskreis hier. Einer von diesen Freunden hat hier im Marriott gestern seinen 60. Geburtstag gefeiert. Tagsüber haben wir gegolft. Und bevor es morgen wieder losgeht, verbringen wir heute den Tag hier im Marriott-Resort, was wirklich wunderschön ist, vor allem für Kinder. Sehr weitläufig und großzügig. Wir waren ja bisher immer im Dorint, diesmal hat es sich aber angeboten, ins Marriott zu gehen, weil das Geburtstagskind auch hier wohnt.

MM: Die Ruhe auf Mallorca haben Sie ja wahrscheinlich bitter nötig. Sie waren zu Besuch bei den WM-Teilnehmerländern in aller Welt, hatten viel Stress. Wie halten Sie das alles eigentlich aus?
Beckenbauer: Naja, es geht. Wenn man solch eine Aufgabe hat, muss man halt diese Herausforderung annehmen. Diese Weltmeisterschaft ist nun mal das Größte, was wir erreicht haben. Eine WM kriegst du in den nächsten 50 Jahren nicht mehr. Also müssen wir die Zeit nutzen, damit alle sagen „Deutschland war ein guter Gastgeber”. Es muss alles reibungslos ablaufen. Dass das eine oder andere Problem auftreten wird, ist klar, schließlich handelt es sich um die größte Sportveranstaltung der Welt. Seit neun Jahren arbeiten wir darauf hin.

MM: Sie waren 1974 Weltmeister als Spieler, 1990 als Trainer. Sollte Deutschland jetzt wieder Weltmeister werden, wäre das dann Ihr wichtigster Titel?
Beckenbauer: Ich bin sicher, dass wir eine gute WM hinbekommen. Wenn die sportliche Leistung auch stimmt, sprich Deutschland ins Halbfinale oder ins Finale kommt oder sogar Weltmeister wird, wäre das natürlich perfekt.

MM: Werden Sie sich eigentlich so viele Spiele wie möglich anschauen
Beckenbauer: Das gehört zu den Aufgaben eines Organisationschefs dazu. Ich sehe immerhin 48 volle Spiele von insgesamt 64.

MM: Sind Sie dann mit dem Hubschrauber unterwegs?
Beckenbauer: Das geht nur mit Hubschrauber, weil man dann direkt neben dem Stadion landen und gleich nach dem Schlusspfiff zum nächsten Spiel fliegen kann.

MM: Was machen Sie nach der WM? Fallen Sie dann in ein tiefes Loch vor Langeweile?
Beckenbauer: Nein, ich habe auch dann genug zu tun. Bin nach wie vor beim FC Bayern und beim DFB tätig und werde nicht vor Langeweile sterben. Außerdem spiele ich einige Golfturniere für meine Stiftung. Darauf freue ich mich schon.

MM: Als hilfreich für Ihre Stiftung hat sich auch die Premiere Golf Trophy in Camp de Mar erwiesen, die jetzt schon zum vierten Mal stattfand.
Beckenbauer: Ja, das ist eine wichtige Veranstaltung. 80.000 Euro wurden wieder eingespielt. Schöne Einnahmen für die Stiftung. Das Geld was reinkommt, geht im gleichen Umfang wieder dahin, wo es gebraucht wird. Also für Behinderte und Hilfsbedürftige. Und ich muss nochmal etwas betonen, was die Organisation von dem Turnier in Camp de Mar betrifft: Besser kann man es nicht machen. Das sieht man schon daran, dass so viele Leute mitspielen wollen. Ich bin überzeugt, dass wir im nächsten Jahr auf zwei Golfplätzen spielen müssen, um alle unterzubringen.

MM: Den deutschen Medien war zu entnehmen, dass Sie nach der WM Ihrer Lebensgefährtin Heidi Burmester das Ja-Wort geben wollen. Wäre Mallorca nicht ein schöner Ort für eine romantische Hochzeit?
Beckenbauer: Mallorca ist ein wunderschöner Ort, natürlich auch ein wunderschöner Ort, um zu heiraten. Aber da gibt es auch viele andere auf der Welt.

MM: Ort und Zeitpunkt der Hochzeit stehen noch nicht fest, oder?
Beckenbauer: Nein. Lassen wir erstmal die Weltmeisterschaft vorbeigehen, dann habe ich mehr Zeit zum Nachdenken.

Mit Franz Beckenbauer sprach MM-Redakteur
Nils Müller.

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