Die Kunststiftung Yannick und Ben Jakober bei Alcúdia hat jetzt gleich drei Highlights zu bieten: neben dem wunderschönen, gerade in diesen Wochen sehenswerten Rosengarten und der schon bekannten, aber deshalb nicht weniger faszinierenden Kollektion von Kinderporträts aus mehreren Jahrhunderten nun auch noch ein sehr persönliches Museum für überwiegend moderne Kunst. Wobei man Gelegenheit hat, eine der schönsten Fincas der Insel zu besichtigen.
Sie ist ein Traum aus 1001 Nacht. Das ist kein Zufall. Bei den Plänen für den Um– und Neubau der Finca Sa Bassa Blanca beauftragten die Jakobers den ägyptischen Architekten Hassan Fathy (1900 bis 1989) mit den Entwürfen, die dann von einem mallorquinischen Baumeister realisiert wurden. Sa Bassa Blanca ist das einzige Gebäude, das Fathy in Westeuropa entworfen hat. In seiner Heimat hat er sich einen Namen als Theoretiker und Planer für jene Menschen gemacht, die außerhalb der „Cash Economy” leben. „To build with the people”, war seine Devise. Er orientierte sich an traditioneller arabischer Architektur und nubischer Bautechnik.
Nach eingehender Prüfung konnten von Sa Bassa Blanca nur die Außenwände erhalten bleiben. Das Haus selbst wurde um einen großen Innenhof gebaut, der nicht nur als Garten dient, sondern auch als Aufenthaltsraum in den heißen mallorquinischen Sommern. Die Jakobers bestanden darauf, Bauelemente aus Andalusien und Marokko einzubinden. Es gibt Brunnen, einen kleinen Teich, sorgfältig abgezirkelte Wege aus sanftbraunen Ziegelsteinen, während die anderen Böden mit Terrakotta belegt sind. Von außen sieht man nur zinnenbewehrte Mauern, in strahlendem Weiß. Vom Innenhof aus öffnen sich alle Räume, die oft nur durch kleine Flure betreten werden können. Wie in arabischen Häusern soll es niemals direkten Einblick in einen Raum geben.
Ben Jakober und Yannick Vu haben Möbel und Bauelemente aus verschiedenen Regionen zusammengetragen: Die Holzdecken – einige im hispano-muslimischen Stil, datierend aus dem Jahr 1593 – stammen aus dem spanischen Tarazona; die 96 Kassettentüren kommen ebenfalls vom spanischen Festland. „Sa Bassa Blanca”, sagt Ben Jakober, „ist nicht nur die gelungene Umwandlung eines eher unschönen Bauernhauses, nicht nur die Arbeit eines großen Architekten, sondern auch eine Kombination verschiedener Kulturen, nicht als Dekorationsform, sondern als integrierte Geschichte dieser Mittelmeerregion.”
Hier also nun moderne Kunst. Man betritt die Ausstellungräume durch die Bibliothek mit 6000 Bänden zur Kunstgeschichte. Sie sind nur für Studenten und Kunsthistoriker einsehbar. Hier ist das „Buchrad – leer con prisa” zu finden, eine Arbeit der Hausherren, in der sich Literatur wie in einem Perpetuum Mobile um sich selbst dreht. Dazu Porträts von Yannick und Ben Jakober von Mati Klarwein, der lange in Deià lebte. In einem weiteren Raum zwei Installationen der deutschen Künstlerin Rebecca Horn, wie man sie in dieser Intensität selten sehen kann. „Wasserfall” heißt eine Arbeit des Video-Künstlers Fabrizio Plessi.
Ein Raum ist dem italienischen Künstler Domencio Gnoli (Rom 1933 – New York 1970) gewidmet, mit dem Yannick Jakober einige Jahre bis zu seinem frühen Tod verheiratet war. Besonders eindrucksvoll sind seine Zeichnungen, im Stil alter Meister, aber heutigen Themen. Sein „Pestkarren” symbolisiert den Genozid des 20. Jahrhunderts.
In einem Alkoven sind Werke von Avantgardisten vertreten: Meret Oppenheim, Takis, M. Iralda oder Alan Rath. Vu Cao Dam (Hanoi 1908 – Saint Paul de Vence 2000) ist der bedeutendste vietnamesische Maler des 20. Jahrhunderts und der Vater von Yannick Jakober. Im zweiten Stock sind von ihm bezaubernde Porträts, Stilleben und Genrebilder zu finden.
Der „Mudéjar-Raum” mit seiner schönen Kassettendecke hat einige gotische Mö- belstücke, dazu Malerei aus Italien, Flandern und Frankreich aus dem 16. und 17. Jahrhundert. An den Wänden der Treppenaufgänge Arbeiten von Yoko Ono, Max Ernst, Eduardo Chillida, Ernst Fuchs, Pierre Le Tan, Philippe Berri. Zum Schluss kann sich Auge und Geist im Patio erholen. Es ist eine kleine, aber überaus feine Kunstsammlung, in einem Rahmen, wie er schöner nicht sein könnte.