Endlich packt das Thema mal jemand an, wenn auch nur halbherzig: Die Handelskammer hat herausgefunden, dass schon 44 Prozent der Insel-Besucher nicht in Hotels, sondern in alternativen Unterkünften nächtigen. Viele in den eigenen vier Wänden, andere in angemieteten Fincas oder Wohnungen.
Um die Aussage, was das denn nun bedeutet, hat sich die Kammer allerdings gedrückt. Das Eisen ist wohl zu heiß.
Denn jahrzehntelang – bis heute – wurde die Tourismuspolitik der Balearen auf die Hoteliers zugeschnitten. Für alle anderen Arten der Unterkunft – vom Campingplatz bis zur Ferienwohnung – wurden kaum überwindbare Hindernisse erfunden.
Doch keiner kann verhindern, dass sich ein Deutscher oder Brite ein Ferienhaus kauft, und auch der Mietmarkt ließ sich auf Dauer nicht unterdrücken. Da Bedarf da war, wurde eben vielfach grau oder schwarz vermietet. Nicht zuletzt deshalb wurden Urlauber, die nicht in die Hotels zogen, ganz offen mitunter als „Illegale” gebrandmarkt. Und die Käufer von Ferienimmobilien als jene, die nur die Umwelt schädigen und für den Preisanstieg verantwortlich sind.
Es wird Zeit, dass dieser Humbug ein Ende findet – und der Residenz-Tourismus die Anerkennung, die ihm gebührt. Hätte die Handelskammer weiter geforscht, hätte sie sicherlich festgestellt, dass die Ferienhausbewohner längst einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor darstellen. Das geht weit über das Bauen hinaus. Die Häuser und Wohnungen werden liebevoll (und meist teuer) ausgestattet, ihre Bewohner gehen shoppen, golfen oder in Restaurants essen – Einnahmen, die vielen Branchen und damit der ganzen Insel zugute kommen.
Niemand braucht die beiden Urlaubsformen gegeneinander auszuspielen. Aber erst die Vielfalt bringt Mallorca wirtschaftliche Sicherheit. Der Hoteltourismus wird in der Masse vielleicht etwas an Bedeutung verlieren, aber das gibt die Chance zur Qualitätsverbesserung. Verzichtbar ist er nicht - auch nicht für jene, die in Fincas schlummern. Denn erst die Masse sorgt für das so attraktive Flugangebot.