Das Wandern ist schon lange nicht mehr nur des Müllers Lust. War die Luis-Trenker-Generation noch bei den aufmuckenden 68ern als reaktionär verschrien, schnüren sich die Revoluzzer von einst heute selbst ihre Stiefel, und die ihrer Kinder gleich mit. Wandern ist in, mitunter gar schick. Nicht so medienwirksam wie Fußball – dafür gibt es in den Bergen zuwenige Stadien – aber angesichts der Menge an Naturhungrigen, scheint Begriff Breitensport nicht übertrieben.
Vor allem deutsche Wandervögel zieht es schon seit vielen Jahren regelmäßig in den Wintermonaten nach Mallorca, Tendenz steigend. Nicht nur Hoteliers profitieren von den Wanderern. Ihre Bedeutung für die Inselwirtschaft ist unbestritten. Auch wenn sie nicht hoch auf dem gelben Wagen vorfahren.
Und dennoch ist nicht alles ganz so schön, wie dies in Wanderbüchern und Prospekten mehrsprachig angepriesen wird. Denn diese sind oft schon beim Andruck veraltet. Dort, wo gestern noch gewandert werden durfte, sind heute die Gatter verschlossen oder es wird dreist eine Maut verlangt. Davon ist auch das einheimische „Fußvolk” betroffen. Gut 1500 Mallorquiner haben sich in den hiesigen Clubs organisiert. Eine richtige Lobby haben sie allerdings nicht.
Würde man nur ein Loch auf einem der zahlreichen Inselgolfplätze sperren, würden selbst die Hinterbänkler im Balearenparlament und Inselrat den Aufschrei hören.
Eines der Hauptprobleme für die Wanderer ist die Tatsache, dass sich Inselrat und Balearen-Regierung nicht einig sind. Während die Inselbehörde im Rahmen ihres Programms zur Erweiterung der Wegenetze in letzter Instanz sogar bereit ist, uneinsichtige Landbesitzer zu enteignen, um die Erschließung und Instandsetzung von Wanderwegen voranzutreiben, erklärt die Regierung Gebiete zu Naturschutz-Zonen und gibt damit indirekt den Grundbesitzern recht. Das ist absurd.
Wer sich verantwortungsvoll in der Natur bewegt, richtet keinen Umweltschaden an. Die allermeisten Wege wurden schon begangen, als man noch gar nicht wusste, was ein Parlament oder Vorhängeschloss ist.