Von Freitag, 20. Oktober, bis Samstag, 4. November, finden die „Internationalen Herbstkonzerte MúsicaMallorca” statt. Mit Belcanto und Mozart, mit spanischer Musik und, in diesem Jahr zum ersten Mal mit einem Orgelkonzert in der Kathedrale. MM sprach mit dem Künstlerischen Direktor des Festivals, Toyo Masanori Tanaka, und dem Geschäftsführenden Direktor, Wolf D. Brümmel.
MM: Vor vier Jahren fand MúsicaMallorca zum
ersten Mal statt? Wie sehen Sie die Entwicklung des Festivals?
Wolf Brümmel: Wir starteten 2001 mit 16 Künstlern.
Heute, 2006, haben wir ein eigenes Orchester, das Orquestra del
Festival de MúsicaMallorca, das Abaco Sinfonieorchester, den
Phiharmonischen Chor Fürstenfeld und der Schwabinger Kantorei
München, mit denen wir eng zusammenarbeiten, und internationale
Solisten – alles zusammen sind das zirka 300 Mitwirkende, die aus
aller Welt nach Mallorca einfliegen. Das zeigt, wie wir uns Jahr
für Jahr gesund entwickelt haben und so sehen wir auch die Zukunft
für MúsicaMallorca.
MM: Warum ist Mallorca ein Standort für
Kultur?
Toyo Masanori Tanaka: Jedes Festival braucht einen
attraktiven Standort, wie zum Beispiel die Festspiele in Salzburg,
Luzern oder Aix–en– Provence zeigen. Mallorca ist ebenfalls
aufgrund des angenehmen Klimas, der Schönheit der Insel und der
günstigen Lage prädestiniert für ein Festival mit klassischer
Musik. Das war entscheidend für uns, in Palma MúsicaMallorca zu
gründen, zumal ich persönlich die mediterrane Atmosphäre und die
Altstadt mit der katalonischen Gotik und maurischen Stilelementen
lieb gewonnen habe. Der ideale Standort für die Festspiele
MúsicaMallorca.
MM: Warum veranstalten Sie ein MúsicaMallorca
außerhalb der Saison?
Wolf Brümmel: Wir haben uns mit der Regierung der
Balearen, dem Rathaus und dem Inselrat abgestimmt und sind zu dem
Ergebnis gekommen, dass der Herbst der geeignete Zeitpunkt ist, ein
Klassikfestival zu präsentieren. Wir sind gestartet, um den
Qualitätstourismus anzukurbeln, denn unser Publikum ist nicht nur
an Sonne und Strand interessiert, sondern an Kunst und Kultur,
wovon die Insel reichlich bietet.
MM: Welche sind Ihre Auswahlkriterien für die
Interpreten?
Toyo Masanori Tanaka: Unser Anliegen ist es,
weltberühmte Künstler nach Palma zu holen, was uns zum Beispiel mit
Teresa Berganza, Sylivia Geszty, Diana Damrau und in diesem Jahr
mit Stella Grigorian und Siegfried Jerusalem gelungen ist. Außerdem
lege ich großen Wert darauf, junge hochtalentierte Künstler auf der
MúsicaMallorca musizieren zu lassen. Viele von mir ausgewählte
junge Solisten sind inzwischen an erstklassigen Opernhäusern und
namenhaften Orchestern engagiert worden und machen eine große
Karriere.
MM: Und für das Programm?
Toyo Masanori Tanaka: Jede Epoche hat großartige
Musik hervorgebracht, zum Beispiel Barock, Klassik, Romantik,
Zeitgenössische Musik. Daraus eine gesunde Mischung auf hohem
musikalischen Niveau anzubieten, ist mein Bestreben. Das zeigen in
diesem Jahr die Komponisten Lalo, Mascagni, de Falla, Granados,
Rodrigo, Rossini und natürlich Mozart. Meine persönlichen Favoriten
sind Pergolesi, Bellini, Donizetti, Puccini, Verdi, denen ich im
nächsten Jahr großen Platz im Programm einräume.
MM: Gibt es in diesem Jahr Schwerpunkte?
Toyo Masanori Tanaka: Für mich ist jedes Konzert
ein Schwerpunkt, allerdings nehme ich an, dass das Konzert unter
dem Motto „Nacht der Emotionen” mit der konzertanten Aufführung der
„Cavallería rusticana” mit den ausgezeichneten Solisten Rita
Kapfhammer und Francesco Petrozzi und das Konzert zum 250.
Geburtstag des Komponisten „Salud Mozart” mit der „Großen Messe
c–Moll” das größte Interesse finden wird.
MM: Wer sind die Musiker des
Festivalorchesters?
Toyo Masanori Tanaka: Das Orquestre del Festival
de MúsicaMallorca unter Leitung des französischen Dirigenten
Olivier Tardy von der Staatsoper München setzt sich aus
hochkarätigen Mitgliedern der Orchester der Oper Frankfurt/Main,
Oper am Rhein, Staatsoper Berlin, Staatsoper Hamburg und Staatsoper
München zusammen. Der Konzertmeister kommt von der Komischen Oper
Berlin. Außerdem haben wir in diesem Jahr das Abaco
Sinfonieorchester München engagiert.
MM: Wer sind die Teilnehmer der
Meisterklasse?
Wolf Brümmel: Wir haben elf junge Sängerinnen und
Sänger aus sechs Nationen für die Meisterklasse Gesang eingeladen.
Toyo Masanori Tanaka und Siegfried Jerusalem haben aus über 70
Bewerbungen eine Auswahl getroffen, es sind Gesangsstudenten kurz
vor dem Abschlussdiplom und Berufssänger, die ein Engagement haben.
Unsere MúsicaMallorca-Meisterklasse Gesang hat mittlerweile einen
ausgezeichneten internationalen Ruf, Kammersängerin Professor Edith
Mathis wird die Meisterklasse 2007 leiten.
MM: Warum gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal
ein Orgelkonzert?
Toyo Masanori Tanaka: Wir bekamen immer mehr
Anfragen nach Orgelkonzerten, so dass wir uns entschlossen haben,
diese Konzerte in unser Programm einzubauen. Glücklich sind wir
darüber, dass wir diese neue Konzertreihe mit Orgelmusik von Mozart
und seinen Zeitgenossen in der Kathedrale mit dem Organisten
Bartomeu Veny beginnen können.
MM: Wie gestaltet sich die Organisation mit
hiesigen Behörden und Institutionen?
Wolf Brümmel: Wir spüren viel Sympathie und
Zustimmung für MúsicaMallorca bei den Gesprächen mit der Regierung
der Balearen, dem Rathaus und dem Inselrat. Besonders herzlich ist
die Zusammenarbeit mit IBATUR. Allerdings wäre ich glücklicher,
wenn die Umsetzung der Vereinbarungen noch reibungsloser laufen
würden, vielleicht liegt es auch an meinen spanischen
Sprachkenntnissen. Aber es wird sicher in der Zukunft besser.
MM: Wie viele Besucher (ungefähr) kommen durch
deutsche Reiseveranstalter extra zu MúsicaMallorca?
Wolf Brümmel: Schon in den vergangenen Jahren
kamen Reiseveranstalter wie Studiosus, TUI Städtereisen und Ibero
zu uns. 2006 haben sich bisher schon elf Veranstalter mit zirka 450
Besuchern angemeldet. Da jeder Gast vier Tage und Nächte in Palma
bleibt, sind das zirka 1800 Übernachtungen. Das ist natürlich noch
nicht optimal, aber ein guter Ansatz, den Qualitätstourismus auf
Mallorca zu unterstützen.