Auch wenn sich viele mallorquinische Familien längst daran gewöhnt haben, einen Teil der Bescherung am 24. Dezember vorzunehmen, ist die Ankunft der Heiligen Könige am Abend des 5. Januar doch noch immer das wichtigste Ereignis zu Weihnachten. Melchior, Caspar und Balthasar sind hoch geehrt.
Melchior ist in der Kunst immer der Alte mit dem weißen Bart. Caspar, der der Legende nach aus Äthiopien oder Nubien kommt, ist in der Blüte seiner Jahre. Balthasar ist jung und schön. Melchior bringt Myrrhen, mit denen Juden einst ihre Toten einbalsamierten. So wird daran erinnert, dass Jesus als Mensch starb. Caspar bringt Weihrauch und Balthasar etwas besonders Kostbares: Gold für den König der Könige.
Und so kommen sie per Schiff, zu Pferd, per Wagen oder Traktor, um die Kinder zu beschenken, wie sie einst Jesus beschenkt haben, um sie an ihren Reichtümern teilhaben zu lassen. Sie ziehen prächtig geschmückt durch Stadt und Land. Gute Kinder hinterlegen zu Hause vor der Türe etwas Mais oder ein paar Bohnen für die hungrigen Pferde der Gäste.
In Palma ist am Abend des 5. Januar besonders viel los. Zehntausende von Kindern säumen die Straßen zum Zug der Könige. Gegen 19 Uhr landen sie an der Mole gegenüber der Lonja. In diesem Jahr sind es rund 25 prächtig geschmückte Wagen, die durch die Innenstadt ziehen, gesponsert von Behörden, Institutionen und großen Firmen. Das hat zuweilen einen Hauch von Karneval, zumal auch eifrig Bonbons geworfen werden.
In den Dörfern geben die Eltern die Geschenke für die Kinder beim Pfarrer ab, der sie den Königen auf den Wagen lädt. Sie ziehen von Haus zu Haus, werden überall ein wenig verköstigt und verteilen die Geschenke. Und nehmen ab und zu auch mal einen Schluck, der ihnen in fast jedem Haushalt angeboten wird. So ein Zug kann daher mehrere Stunden dauern und erfordert von den Kindern viel Geduld. Die lohnt sich allerdings. Die Könige sind großzügig.
Am 6. Januar findet traditionsgemäß das Spiel „l'Adoració dels Tres Reis d'Orient” in Ses Voltes unterhalb der Kathedrale statt. Das „Krippenspiel” schrieb Llorenç Moyà; die Mitwirkenden sind Politiker und andere Personen des öffentlichen Lebens. Geleitet wird die Aufführung von der Theatergruppe „Taula Rodona”.