Das Wetter ist nicht mehr das, was es früher einmal war. Diese Feststellung dürfte heute kaum noch auf erbitterten Widerspruch stoßen. Denn dass sich das Klima wandelt, ist nicht zu bestreiten – und das wagt auch kein ernst zu nehmender Wissenschaftler. Bei den Ursachen sieht das ein wenig anders aus. Zwar gilt der Mensch gemeinhin als Hauptverantwortlicher für den Klimawandel, aber es gibt noch immer einige wackere Einzelkämpfer, die die gängigen Erklärungen standhaft leugnen, wie etwa Luis Pomar.
Der Geologe von der Balearen-Uni ist Skeptiker. „Ich zweifle immer an allem”, sagt der 57-Jährige. „Nur so gibt es in der Wissenschaft Fortschritte.” Pomar hat auf seinem Schreibtisch einen ganzen Stoß Papiere griffbereit, auf denen eng gedruckt Tabellen mit bunten Kurven zu sehen sind. Diese Daten, die er mühevoll zusammengetragen hat, liefern seinen Zweifeln Nahrung.
„Hier zum Beispiel”, sagt Pomar und zeigt mit der Bleistiftspitze auf eine seiner Tabellen: „Hier sieht man ganz deutlich, dass vor vielen Millionen Jahren die Konzentration von Kohlendioxid auf der Erde viel höher war als heute.” Dann hält er zum Vergleich eine Kurve daneben, die die damalige Entwicklung der Temperaturen zeigt, und sagt triumphierend: „Es ist nicht eindeutig festzustellen, ob erst das CO2 angestiegen ist oder die Temperatur.” Und der Mensch sei damals schon gar nicht für den hohen Anteil von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre verantwortlich gewesen. „Also: Ich würde mir kein Urteil über die Gründe des Klimawandels erlauben”, sagt Pomar. „Ich mache bei dieser apokalyptischen Panikmache nicht mit und fühle mich auch nicht schuldig. Das Klima hat sich schließlich immer geändert.”
Tatsächlich ist das Klima von einer ganzen Reihe Faktoren abhängig. Unstrittig ist, dass sowohl die Neigung der Erdachse, als auch die Intensität der Sonnenstrahlung Einfluss auf die Temperaturen auf der Erde haben. Bekannt ist auch der Treibhaus-Effekt, der vor allem durch Gase wie das Kohlendioxid ausgelöst wird: Sie hindern die Wärme daran, in die Atmosphäre zu entweichen und sorgen so für die allmähliche Aufheizung der Erde. Allein auf den Balearen werden jährlich rund neun Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen.
Erich Roeckner vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg kennt die Argumente von Skeptikern wie Luis Pomar – und weist sie auch nicht von der Hand. „Es ist schon richtig”, sagt er: „Es gibt Hinweise darauf, dass auch der Anstieg der Temperaturen zu einem höheren natürlichen Ausstoß von Kohlendioxid führen kann.” Es seien längst nicht alle Klimaphänomene der Vergangenheit erklärbar.
Selbst im nun vorgelegten Report des Klimarats der Vereinten Nationen haben sich die Wissenschaftler ein Hintertürchen offen gelassen. Es sei „sehr wahrscheinlich”, heißt es in dem Bericht, dass die vom Menschen verursachte erhöhte Konzentration von Treibhausgasen für den Temperaturanstieg im 20. Jahrhundert verantwortlich sei. „Natürliche Faktoren liefern keine hinreichende Erklärung dafür”, sagt Roeckner. Denn zurzeit erlebe die Erde einen beispiellosen Temperaturanstieg. ,,Eine Zunahme der Durchschnittswerte um ein Grad oder mehr pro Jahrhundert hat es noch nie vorher gegeben. Dass der Mensch die Hauptschuld daran trägt, steht eigentlich fest."