Der japanische Reporter ist fort: Monatelang saß der höfliche Mann auf dem gleichen Platz der Pressetribüne, Spieltag für Spieltag, und verfolgte aus der Vogelperspektive, wie sich sein Landsmann Yoshito Okubo schlug. Der Stürmer im Team von Real Mallorca durfte zwar meistens nur auf der Auswechselbank sitzen, aber auch das schmälerte das Interesse in seiner Heimat nicht. Vor dieser Saison hat Okubo den Klub verlassen – und mit ihm auch der treue Zuschauer auf der Pressetribüne. Den asiatischen Markt dürfte der Inselklub also erst einmal nicht erobern. Allerdings liegt ohnehin selbst auf Mallorca noch genügend Fanpotential brach.
Das sieht auch Matías Rebassa so. „Die Ausländer auf der Insel sind ein wichtiger Faktor für den Klub”, sagt der Beauftragte für institutionelle Beziehungen. „Wenn wir es schaffen, sie für uns zu begeistern, könnte das ein wichtiger Impuls sein.” Bisher aber macht es Real Mallorca ausländischen Fußballfans nicht gerade einfach. Die Internetseite des Klubs etwa gaukelt Vielsprachigkeit nur vor: Die englische Version ist nach wie vor auf Spanisch und so ist schon der Ticketkauf für viele eine hohe Hürde.
Sven Lindenberg hat sie überwunden. Der Holländer deutsch-italienischer Abstammung ist jetzt im siebten Jahr Besitzer einer Dauerkarte und fällt dank seiner roten Fan-Kappe überhaupt nicht auf zwischen seinen spanischen Sitznachbarn. Lindenberg spricht von „wir”, wenn er Real Mallorca meint, und jubelt mit wildfremden Menschen, wenn das Team ein Tor erzielt. „Der Klub hat zwar verstanden, dass die ausländischen Residenten ein riesen Markt sind, bisher gibt es aber zu wenig Anstrengungen in diese Richtung.” Ein Ausländerbeauftragter wäre sicher keine schlechte Idee, findet er.
Leichter fällt die Integration auch beim Fußball den Südamerikanern. Sie stellen die mit Abstand größte ausländische Fangruppe. Seit dieser Saison hat Real Mallorca erstmalig sogar einen Fanklub, der ausschließlich aus Einwanderern besteht. In der Peña Nuevos Mallorquines (Neue Mallorquiner) haben sich rund 50 Peruaner, Ecuadorianer, vor allem aber Argentinier zusammengetan. Octavio Alegría ist einer von ihnen und bestreitet nicht, dass er vor allem aus einem Grund ins Stadion kommt: um seine Landsleute zu unterstützen. Vier Argentinier stehen im Team von Trainer Gregorio Manzano. „Die spanische Liga ist ja fast eine Delegation der argentinischen”, sagt Alegría.
Dass das Interesse ausländischer Fußball-Fans sprunghaft steigt, sobald ein Star aus der Heimat mitkickt, weiß auch Matías Rebassa. Wahllos werde der Klub auch in Zukunft keine deutschen Spieler verpflichten, sagt er: „Das funktioniert nur, wenn der Spieler auch tatsächlich ein Star ist in der Heimat.” Zumindest in der Sommerpause aber könnte es doch einen zusätzlichen Anreiz für deutsche Fans geben. Laut Rebassa verhandelt Real Mallorca mit einem deutschen Klub über ein Duell um den traditionellen Stadtpokal von Palma.