Welch grandioses Missverständnis! Da demonstrieren in Palma die Massen für den Erhalt ihrer Umwelt, und in Deutschland kommt die Botschaft an, die Insulaner möchten keine Touristen mehr. Spiegel Online titelte gar: „Größte Anti-Touristendemo in der Geschichte.” Liebe Kollegen, das ist schlicht Nonsens. Nicht einmal die Berufs-Ökologen der Insel stellen die wirtschaftliche Grundlage Mallorcas in Zweifel. Jeder sei zum Urlaubmachen willkommen, bekräftigt denn auch GOB-Sprecher Gerald Hau, ein wenig von dem Echo auf den erfolgreichen Demo-Aufruf erschrocken.
Die Hoteliers reagierten ängstlich bis verärgert. Allzu gut sind noch die Medienberichte aus „Ecotasa”-Zeiten in Erinnerung. Damals musste man feststellen, wie sensibel die Urlauber reagieren, wenn man sie spüren lässt, nicht willkommen zu sein. Nur: Im Zuge der Ökosteuer-Debatte fielen tatsächlich hässliche Worte über die Insel-Gäste. Dieses Mal kein einziges.
Die Demonstration vom Samstag richtete sich einzig und allein an die Regierenden auf der Insel. Tenor: Ihr müsst die Insel schützen. Man könnte hinzufügen: ... sonst werdet ihr nicht mehr gewählt. Denn der Zeitpunkt zwei Monate vor den Regionalwahlen war natürlich mit Bedacht gewählt.
Zusammenhänge zwischen dem kritisierten Landschaftsverbrauch und dem Tourismus gibt es freilich. Aber das betrifft weniger die große Masse der Urlauber. Die Hotels für sie stehen, und keiner wünscht, dass sie leer und die Angestellten ohne Arbeit bleiben. Als Gefahr für die Insel wird vielmehr der Siedlungsdruck gesehen. Immer mehr Spanier und andere Europäer wollen zeitweise oder dauerhaft auf der Insel leben – es wird immer mehr gebaut, und in der Folge steigen die Preise. Auch ein soziales Problem.
50.000 Demonstranten, das ist ein Erfolg für die Initiative „Salvem Mallorca”. Das haben alle Parteien erkannt. Auch die regierende Volkspartei PP, die noch kurz vor der Demo den Schutz für die Tramuntana verstärkt hat. Ob das reicht, wird die Wahl am 27. Mai zeigen.