In Santa Maria gibt es die Weinhandlung 19 celleret de tast. Gehen Sie mal hin. Nicht wegen der Weine. Sondern wegen des prachtvollen Gartens hinter dem alten Dorfhaus. Ich sagte damals zu dem Eigentümer, „schade, dass Sie kein verantwortlicher Politiker sind. Dann wäre ganz Mallorca so gepflegt wie Ihr Haus und Ihr Garten.”
Ungeachtet aller Bausünden und der dahinterstehenden Raffgier nach noch mehr Kohle konnte das alte Mallorca in Nischen bis heute bewahrt werden. Eine Idee davon bekommt man beim Besuch der Landhotels, die im Verband des Agroturismus organisiert sind. „Ferien auf dem Bauernhof” wäre viel zu simpel, um das Angebot zu beschreiben. Meist handelt es sich um historische Landgüter, die heute Natur und Landschaft, Tradition und Moderne harmonisch miteinander zu vereinen verstehen.
Es ist zu bedauern, dass dieses Angebot nur ein kleines Rädchen im Tourismusgeschäft der Insel darstellt. Das Hauptgewicht haben der Massentourismus und der elitäre Prestigetourismus (vor allem Golf- und Zweitwohnsitz-Urlauber). Beide Arten wurden in einer Langzeitstudie der Universität Bochum gegenübergestellt. Ihr provokanter Titel „Ballermann war besser” rief unterschiedlichste Reaktionen hervor.
Vielleicht aber wird die krasse Gegenüberstellung der beiden Tourismus-Arten der Problematik nicht gerecht. Denn auf Mallorca bedingen der Proletarier– und Prominenten-Tourismus einander: Ohne die Massen nicht die vielen Flugverbindungen, ohne Letztere nicht der Anreiz für Zweitresidenten und Jetsetter, etwa für einen Nachmittag zum Golfen einzufliegen.
Wie auch immer die Entwicklung weitergeht, das Klima spricht zunehmend ein Wörtchen mit. Die Aussichten für Mallorca sind dabei alles andere als rosig. Tourismus und Fliegen tragen zum Treibhauseffekt bei. Das bedeutet, Flüge werden mittelfristig teurer. Doch es ist unfair, dass Politiker nur auf die Airlines eindreschen. Vor allem die Autoindustrie hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Die PS-protzenden Lobbyisten erinnern an Dinosaurier - und werden deren Schicksal teilen.