Was für die restliche Welt gilt, gilt erst recht für Mallorca: Auf Regen folgt Sonnenschein. Was gleichzusetzen ist mit wärmenden Sonnenstrahlen, blauem Himmel, guter Laune, Lust auf Leben im Freien. Somit kehrt die Insel nach gut zwei Wochen Regen wieder zur Normalität zurück - und dreht den Spieß um: Mallorca wartet nach kurzem Intermezzo wieder mit höheren Temperaturen auf als Deutschland, Österreich, die Schweiz. „Jetzt sind wir wieder dran”, freut sich ein langjähriger Resident.
Was hat die verregnete Sonneninsel in den deutschen Medien als Negativbeispiel herhalten müssen! Das kurze Hitzehoch nördlich der Alpen hatte etwa am vergangenen Samstag die „Bild”-Zeitung auf ihrer Titelseite jubeln lassen: „28 Grad – Deutschland wärmer als Mallorca, 18 Grad.” Selbst in den Fernsehnachrichten wurden Bilder der vom Regen aufgeweichten Insel gezeigt.
Insbesondere am vergangenen Freitag und Samstag hatte es nahezu ununterbrochen geregnet. Die Niederschläge kosteten einem jungen Bergsteiger das Leben (siehe nebenstehende Meldung) und ließen im Sóller-Tal die Bäche stark anschwellen. Der Torrent de Sóller trat insbesondere in seinem letzten Abschnitt kurz vor der Einmündung in die Bucht über die Ufer. Der Betrieb der Straßenbahn und auf der Landstraße nach Port de Sóller musste über mehrere Stunden unterbrochen werden. Die Wassermassen überfluteten auch die umliegenden Gärten und Felder. Anwohner der Strandzone Platja d'en Repic waren gewarnt worden, möglicherweise ihre Häuser verlassen zu müssen, doch am Ende war diese Maßnahme nicht notwendig.
Auch in Esporles war der durch den Ort fließende Torrent stark angeschwollen. Die Regenschauer brachten zudem in den Bergen der Serra de Tramuntana vereinzelt Trockenmauern zum Einsturz, in Palma musste die Feuerwehr mehrere umgestürzte Bäume wegräumen. Ein herabgefallener Ast zerstörte die Windschutzscheibe eines geparkten Autos.
Die Niederschläge wirkten sich positiv auf den Wasserhaushalt der Insel aus: Die Trinkwasserspeicher Cúber und Gorg Blau in der Tramuntana sind seit dem Regen randvoll. Das Wetteramt meldet, dass die Regenmenge in den vergangenen zwölf Monaten statistisch gesehen das langjährige Mittel um drei Prozent überschreitet. Auch die Pegelstände der Grundwasservorkommen seien nach Angaben der Stadtwerke gestiegen. Dies sei allerdings kein Grund, bei den Bemühungen zum Einsparen von Trinkwasser nachzulassen.
Die Regenmenge, die in der ersten Aprilhälfte auf die Insel niederging, überschritt die durchschnittlich zu erwartende Menge um das Drei– bis Fünffache. So sieht die Statistik etwa für das regenreiche Gebiet um Kloster Lluc in der Regel 52 Liter Niederschlag pro Quadratmeter vor. Tatsächlich wurden dort in den ersten 16 Tagen des April jedoch 289 Liter pro Quadratmeter gemessen. Allein am 13. und 14. April fielen dort 216 Liter pro Quadratmeter.