Angst - zum ersten Mal haben viele Bewohner unserer sonst so wetterverwöhnten Insel die schreckliche Gewalt einer Naturkatastrophe hautnah miterlebt. Starke Unwetter gab es schon früher, man denke an den Novembersturm von 2001, aber an Verwüstungen in diesem Ausmaß kann sich auf Mallorca niemand erinnern.
Unser Mitgefühl gilt all denen, die am meisten unter der Wucht der Naturgewalt zu leiden haben: Allen voran die Menschen, die teilweise schwer verletzt wurden – angesichts der Bilder von den am schlimmsten betroffenen Viertel in Palma kann man sich nur wundern, dass nicht noch mehr Menschen zu Schaden kamen. Und auch denen, deren Existenz in wenigen Minuten zerstört wurde, oder die, weniger dramatisch, finanzielle Schäden zu beklagen haben. Die von Madrid in Aussicht gestellten Gelder für den Katastrophenfall werden längst nicht überall die Löcher stopfen. Fein raus, wer gut abgesichert ist.
Die Schuldfrage wurde schnell gestellt: Hätte das Meteorologische Institut nicht eine Sturmwarnung herausgeben müssen? Aber Vorsicht: Der hauptamtliche Wetterfrosch der Balearen versichert glaubhaft, dass solch ungewöhnliche Phänomene wie dieser Sturm nur sehr schwer vorherzusagen seien. Wer beobachtet hat, wie schnell das Wolkenungeheuer heran- und über die Insel fegte, möchte ihm gerne glauben.
Hut ab vor den Rettungs- und Aufräumkräften, die die Stunden und Tage danach fieberhaft am Werk waren und ganze Arbeit geleistet haben. Bis auf einige Stellen ging bereits am Wochenende wieder alles seinen gewohnten Gang – und im ganz großen Teil der Insel ist von der Katastrophe keine Spur zu sehen.
Nach dem Unglück geht das Leben weiter – für viele fast, als wäre nichts geschehen. Eines ist vielleicht ein wenig anders: Schon vorher haben Klimaforscher vor einer Zunahme von extremen Wetterphänomenen gewarnt. Jetzt werden wir sie wohl für eine Weile ernster nehmen und mit mulmigen Gefühl im Magen zum Himmel blicken, wenn sich dort mal wieder schwarze Wolken zusammenbrauen.