Agrarprodukte der Inseln werden von der Balearen-Regierung und den Handelsverbänden gerne und oft als Fünf-Sterne-Produkte angepriesen. Doch der hohe Stellenwert, der den Früchten der Inselscholle eingeräumt wird, täuscht. Denn auf Mallorca – seit Jahrhunderten als fruchtbares Bauernland gerühmt – werden immer weniger Obst und Früchte geerntet.
Nach den jüngsten Zahlen, die das spanische Agrarministerium nun vorlegte, sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als ein Drittel aller Obstbäume herausgerissen und beseitigt worden. Mallorcas Obstplantagen befinden sich im Niedergang.
Sprecher von Agrarkooperativen wie Fruitabona halten die Situation sogar für weitaus prekärer, als sie auf den ersten Blick scheine. „Sollte kein Wandel eintreten, und das ist nicht absehbar”, sagt Fruitabona-Geschäftsführer Juan Moll, „dann wird der Obstanbau auf Mallorca in ein paar Jahren nur noch Alibi-Funktion haben.”
Nach Angaben des Agrarministeriums sank die Zahl der Obstbäume auf den Inseln im Jahrzehnt 1996 bis 2006 um 36'7 Prozent auf 236.010. Das heißt, in jenen Jahren verschwanden nahezu 137.000 Obstbäume von der Erdoberfläche. Für Juan Moll, Chef der größten Agrarkooperative Mallorcas, greifen die Zahlen zu kurz. Nach seiner Schätzung wurden in dem genannten Zeitraum rund 500.000 Bäume umgelegt. In den seltensten Fällen sei der Anbau durch andere Kulturen ersetzt worden. „Die Eigentümer gaben die Plantagen auf, weil sich der Anbau nicht mehr rentierte.” Der Grund: Import-Ware wird billiger produziert als Inselfrüchte.
Stabil ist nach den offiziellen Daten immerhin der Bestand der Mandelbäume, die mit ihrem Blütenmeer im Januar und Februar der Insel stets als werbewirksames Ausghängeschild dienen. Das Ministerium erfasst 117.400 Exemplare, die agrarunternehmerisch geerntet werden. Bei den Zitrusfrüchten fällt der Rückgang weniger ins Gewicht als bei den Bäumen mit süßem Obst wie Äpfel, Birnen, Kirschen, deren Hauptanbaugebiete bei Orient und Pollença liegen.
Drastisch ist der Schwund bei den Aprikosenbäumen. Ihr Hauptanbaugebiet ist traditionell Porreres. „Es stimmt, hier sind viele Bäume verschwunden”, sagt die Leiterin der dortigen Agrarkooperative, Esperenza Mora. „Uns machen zum Teil Schädlinge zu schaffen. Und es kommt viel Ware von auswärts, zu viel niedrigeren Preisen.” Die Eigentümer schwenkten um auf den rentableren Anbau von Getreide oder Tomaten. Gleichwohl hofft Mora, dass sich der Aprikosen-Anbau nun stabilisiere. „Denn unsere Früchte, die im Trockenanbau gedeihen, schmecken besser. Hierfür muss man die Konsumenten sensibilisieren.”