Nachdem die deutsche Mannschaft mit ihrem torlosen Remis in Irland am Samstag die Qualifikation für die EM endgültig gesichert hat, war Anfang der Woche die Verkündung des „Fahrplans” zur EM erwartet worden. Also auch Details zum Mallorca-Trainingslager, das am 19. Mai beginnen soll (die Bundesliga-Saison endet am 17. Mai). DFB-Kommunikationsdirektor Harald Stenger am Montag auf MM-Anfrage: „Wir werden morgen auf einer Pressekonferenz alles Wichtige sagen.” Doch die Pressekonferenz mit Oliver Bierhoff drehte sich um das Spiel des deutschen Teams gegen Tschechien, das am Mittwochabend stattfand (bei MM-Redaktionsschluss noch nicht beendet). MM hakte nach dem Bierhoff-Auftritt bei DFB-Pressesprecher Stenger nach. Seine Antwort: „Sorry, aber es gab nochmals Probleme. Die Bekanntgabe ist vorerst vertagt.”
Hintergrund der zögerlichen Öffentlichkeitsarbeit: Noch ist nicht hundertprozentig klar, in welches Hotel das Löw-Team zieht. Zwar wird in deutschen Medien bereits berichtet, dass die Truppe in Son Vida Quartier bezieht, genannt wird das altehrwürdige Castillo-Hotel.
Son Vida ist tatsächlich die wahrscheinlichste Alternative, allerdings würde der DFB dann das Arabella-Sheraton buchen. Man kennt das Haus: Schon 2000 bereitete sich die Nationalmannschaft dort auf eine Europameisterschaft vor. Der heutige Teammanager Oliver Bierhoff ist noch als Spieler dabei gewesen. Doch im Rennen um die Gunst von Löw & Co. ist auch noch das Dorint-Resort in Camp de Mar. Dort verbrachten Jogi Löw und sein Trainerstab gerade ein paar Tage.
Großer Vorteil des Arabella-Sheraton ist die Lage. Denn trainieren will das DFB-Team auf der Anlage von Real Mallorca in Son Bibiloni und auch im Stadion Son Moix. Darüber wurde mit dem Klub bereits gesprochen, und man hat offene Türen eingerannt. Denn künftig will Real häufiger andere wichtige Team beherbergen. In Son Bibiloni sollen in den nächsten Monaten einige bauliche Veränderungen vorgenommen werden, so ist beispielsweise ein Restaurant vorgesehen.
Von Son Vida aus wären die Trainingslocations schnell zu erreichen. Ein Aufenthalt in Camp de Mar würde die Fahrtzeiten unverhältnismäßig verlängern. Dieses Problem kann man in Camp de Mar nicht entkräften. Doch man strebt eine Lösung an: den Bau eines Fußballplatzes auf dem Gelände des Dorint-Resorts. Angeblich haben sich Löw und seine Co-Trainer die Lage des Platzes bereits angesehen.
Über den Mallorca-Trip wird in deutschen Medien bereits geunkt: Im Jahr 2000 kam es auf Mallorca zur Palastrevolte gegen Trainer Erich Ribbeck, einige der Spieler wollten Lothar Matthäus als Teamchef installieren. Außerdem musste die deutsche Mannschaft bei der EM in Holland und Belgien schon nach der Vorrunde abreisen. Doch Jogi Löw erklärte am Sonntag gegenüber Pressevertretern: „Der Aberglaube spielt bei uns keine Rolle. Uns kommt es darauf an: Haben wir einen guten Platz zum Trainieren, sind die Anfahrtswege kurz, fühlen wir uns im Hotel wohl?”
Fest steht übrigens, dass die Löw-Truppe auf Mallorca nicht nur trainieren wird. In den ersten vier Tagen sollen die Familien der Kicker dabei sein, wie schon vor der WM 2006 auf Sardinien. Das DFB-Team will mit dem „Geist von Mallorca” zur EM – ob der nun im Dorint oder im Arabella-Sheraton gebildet wird, bleibt abzuwarten.