Der neue Höhenflug des Ölpreises macht neben den Autofahrern auch den Fluggesellschaften zu schaffen. Die meisten Airlines, die Mallorca mit Deutschland und den Alpenländern verbinden, haben vergangene Woche ihre Zuschläge für Flugbenzin (Kerosin) erhöht oder erwägen einen solchen Schritt in den kommenden Tagen.
Air Berlin, Mallorcas aufkommensstärkste Luftbrücke von und nach Deutschland, erhöhte den Kerosinzuschlag am vergangenen Freitag von 23 auf 28 Euro. Das ist eine Steigerung von knapp 22 Prozent. Damit kostet der Zuschlag mehr als die Hälfte des günstigsten Angebots, das Kunden derzeit bei Air Berlin für Flüge nach Mallorca bekommen können (49 Euro).
Als Ursache für die höheren Zuschläge werden die stark gestiegenen Ölpreise genannt. Diese hatten in den vergangenen Tagen nahezu die 100-Dollar-Schwelle pro Barrel Rohöl überschritten.
Air-Berlin-Sprecherin Claudia Loeffler verwies darauf, dass die vorletzte Anhebung des Kerosinzuschlags vom Mai 2006 eineinhalb Jahre zurückliege. Seitdem habe sich der Ölpreis bei Schwankungen immer weiter nach oben entwickelt, ohne dass die Airline bislang nachgezogen habe. Für die innerdeutschen und europäischen Städteverbindungen betrage der Zuschlag unverändert 18 Euro für die einfache Strecke. Die weiß-roten Maschinen der Gesellschaft fliegen Mallorca allein in diesem Winter 221-mal pro Woche an.
Bereits einen Tag vor Air Berlin hatte die Deutsche Lufthansa die Erhöhung des Treibstoffzuschlags für interkontinentale Flüge um zehn auf 77 Euro bekanntgegeben. (Zum Vergleich: Die Langstreckenflüge der Air-Berlin-Tochter LTU verteuerten sich von 60 auf 70 Euro.) Auf den innereuropäischen Lufthansa-Flügen – Mallorca wird von Hamburg und Frankfurt aus bedient – liegt der Zuschlag unverändert bei 14 Euro pro Flugstrecke.
Die drittgrößte deutsche Fluggesellschaft Tuifly, die Mallorca in diesem Winter von 14 Airports aus anfliegt, hat den Kerosinzuschlag schon zu Monatsbeginn von sechs auf 7'75 Euro erhöht. Der alte Zuschlag stammte noch aus der Zeit der Vorgänger-Firma HLX. Die beiden Fluggesellschaften der TUI AG, Hapagfly und HLX waren Ende 2006 zu Tuifly fusioniert worden. Der Zuschlag auf den innerdeutschen Strecken liege weiterhin bei sechs Euro.
„Wir beobachten den Markt sehr genau, aber es steht momentan keine Erhöhung an”, heißt es bei Condor, der Airline des Reisekonzerns Thomas Cook. Dort war der Kerosinzuschlag für die Kurzstrecken Deutschland-Mallorca zuletzt im August von 16 auf 21 Euro angehoben worden. Die Mittelstrecke (Kanaren) verteuerte sich von 23 auf 26, die Langstrecke von 48 auf 62 Euro.
Bei Germanwings wird auf europäischen Strecken seit Oktober ein Kerosinzuschlag von 10'75 Euro erhoben (zuvor 7'75 Euro).
Neben den Bundesbürgern sind auch die Österreicher von der Erhöhung der Rohölpreise betroffen. Die Air-Berlin-Partnerfirma Flyniki sieht sich nach den Worten ihres Geschäftsführers Otmar Lenz gezwungen, in den kommenden Tagen den Treibstoff „sehr wahrscheinlich um die fünf Euro” anheben zu müssen. Noch werden 23 pro Strecke erhoben.
Gänzlich anders sieht es bei den erklärtermaßen Billig-Fluggesellschaften wie der britischen Easyjet und der irischen Ryanair aus, die ebenfalls Strecken zwischen Deutschland und Mallorca bedienen. (Easyjet fliegt Bremen, Düsseldorf-Weeze und Frankfurt-Hahn an; Ryanair landet in Berlin-Schönefeld, Dortmund und Basel-Mulhouse-Freiburg.) „Wir haben noch nie Kerosinzuschläge erhoben und werden dies auch in Zukunft nicht tun”, sagt Easyjet-Pressesprecher Oliver Aust. Die Treibstoffzuschläge dienten den übrigen Airlines lediglich dazu, Kosten zu decken, die aufgrund ihrer komplexen Strukturen anfielen. Ähnlich argumentiert die Ryanair-Direktorin für Spanien und Portugal, Maribel Rodríguez. Das Unternehmen habe sich in 22 Jahren Firmengeschichte dem Versprechen verpflichtet gefühlt, dem Verbraucher die stets günstigen Flugpreise anzubieten. Zuschläge auf Kerosin werde es bei Ryanair nicht geben.