Der deutsche Konsul in Palma, Wolfgang Wiesner, ist am kommenden Dienstag, 27. November, genau 100 Tage im Amt. Die ersten drei Monate auf dem neuen Posten waren für den Berufsdiplomaten stürmisch; im wahrsten Sinne des Wortes. Am 4. Oktober zog der Tornado, der in Palma ein Todesopfer forderte und Schäden in Millionenhöhe anrichtete, direkt über die gemietete Privatfinca der Wiesners bei Marratxí. Der Sturm entwurzelte 30 bis zu 20 Meter hohe Kiefern. Sie stürzten auf die Terrassen, in den Pool, ein Baum schlug mitten in das Dach ein. Durch die Bresche lief die Regenflut ungehindert ins Innere und setzten das Haus, die Möbel unter Wasser. Der Strom war weg, die Heizung fiel aus, nicht einmal das Einfahrtstor ließ sich öffnen. Wolfgang Wiesner brachte seine Familie, – seine Frau, die Tochter und zwei Enkelkinder, eines davon ein Baby von zwei Monaten – im Hotel unter, kümmerte sich dann um die Aufräumarbeiten. „Das war die Feuertaufe auf Mallorca.”
Damit war die Pechsträhne nicht zu Ende. Just als Wiesner seinen Antrittsbesuch beim Chef der Lokalpolizei in Palma machte, erhielt er den Anruf, dass seine Frau unverschuldet in einen schweren Verkehrsunfall geraten war. Sie blieb unverletzt, aber das Auto war total beschädigt. Doch Wiesner gibt sich positiv: „Es kann jetzt nur noch besser werden.”
Überraschungen gab es auch im Job. Der neue Amtschef räumt offen ein, dass der Arbeitsanfall noch höher ist, als er ohnehin schon erwartet hatte. Das hänge vor allem daran, dass dem Konsulat von spanischen Behörden Arbeiten zugeschoben werden, die im Prinzip nicht zum Aufgabenbereich der diplomatischen Vertretung gehören. Gleichwohl nehme das Konsulat sie bislang wahr, um den betroffenen Bundesbürgern zu helfen. In Gesprächen etwa mit der Verkehrsbehörde Tráfico will Wiesner jedoch Änderungen herbeiführen. Er beruft sich auf europäische Abkommen, die beispielsweise die Abmeldung von Kraftfahrzeugen regeln. „Ich kann nicht guten Gewissens die alte Praxis weiterführen.”
Änderungen kommen auch auf die Konsulatsmitarbeiter und die Residenten wegen der neuen Reisepässe zu. Hinter der gläsernen Trennwand im Konsulat muss ein neuer Schalter eingerichtet werden. Zum Erfassen der Fingerabdrücke im neuen Pass werden künftig Termine vereinbart werden müssen. Wiesner empfiehlt, sich vor dem Gang aufs Konsulat per Internet über das Prozedere zu informieren: www.palma.diplo.de
Aufgrund der hohen Arbeitsanforderung für die wenigen Mitarbeiter steht Wiesner nach eigenen Worten selbst bis zu acht Stunden täglich am Schalter. Das ist ein Grund, warum der Konsul bislang nur wenig auf Außenterminen in Erscheinung trat. Doch nicht der einzige. „Ich will nicht der Grüßaugust sein.” Rein repräsentative Termine seien zeitlich kaum möglich. Er nehme Termine in konsularischen, juristischen und polizeilichen Bereichen wahr. Bei Festen, Bällen und Vereinsfeiern habe er jedoch keinen dienstlichen Auftrag zu erfüllen, darum werde er sich da rar machen, sagt Wiesner. „Ich versuche, mehr einen guten Job zu machen, als überall gesehen zu sein.” Seine Aufgabe sei es – etwa bei Veranstaltungen mit Völkerverständigungs-Charakter – als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zu erscheinen, „nicht aber, um Golfturniere zu eröffnen”.