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Der Ablasshandel blüht

Als erster deutscher Ferienflieger bietet Tuifly, die Airline des Reisekonzerns TUI, seinen Passagieren die Möglichkeit, beim Buchen freiwillig Geld für den Kampf gegen den CO2-Ausstoß zu spenden

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Über den Wolken ist die Freiheit bekanntlich grenzenlos. Andererseits fliegt bei so manchem Passagier durchaus das schlechte Gewissen mit: Trägt dieser Flug nicht zum CO2-Ausstoß und dem Treibhauseffekt bei? Die Diskussionen um den drohenden Klimawandel sind in den Medien mal mehr, mal weniger präsent. Ganz abgeebbt ist dieses Thema in den vergangenen Jahren indes nicht, im Gegenteil.

Um eine Facette reicher ist die Diskussion nun für alle Mallorca-Urlauber und -Residenten. Mit der deutschen Fluggesellschaft Tuifly bietet erstmals ein großer Mallorca-Flieger seinen Passagieren die Möglichkeit, die bei dem Flug entstandenen CO2-Emissionen mit einer freiwilligen Geldspende zu kompensieren (siehe MM 47/2007). Der Emissionsrechner bei der Online-Buchung des Tuifly-Tickets weist für eine Strecke Deutschland-Mallorca einen Betrag von vier Euro aus. Mit einem Klick kann der Fluggast sich für oder gegen den Umweltbeitrag entscheiden. Tuifly arbeitet hierbei mit der schweizerischen Stiftung und Non-Profit-Organisation Myclimate (www.myclimate.org) zusammen. Diese unterstützt in der Dritten Welt von der UNO geprüfte und zertifizierte Umweltprojekte, mit deren Hilfe der Ausstoß von Kohlendioxid verringert wird. Die Nachrichtenagentur AP nannte die neue Umweltabgabe bei Tuifly „eine Art freiwillige Ablasszahlung”.

Tuifly ist nach der Lufthansa die zweite deutsche Airline, die eine Kooperation mit Myclimate eingegangenen ist. Die Kranich-Linie startete im September und bietet am Ende ihrer Online-Buchung einen Verweis auf Myclimate. Tuifly gab die Zusammenarbeit vergangene Woche bekannt. „Mit dem freiwilligen CO2-Kompensationsbeitrag leisten unsere Passagiere einen erheblichen Beitrag, das Thema Mobilität und Reisen auch in Zukunft ökologisch verantwortlich zu gestalten und unterstützen gleichzeitig ein Entwicklungshilfeprojekt in Afrika”, sagt der Sprecher der Geschäftsführung von Tuifly, Roland Keppler. Die Resonanz sei positiv. Allein in den ersten drei Tagen kamen laut Tuifly-Pressereferent Onoura Ogbukagu rund 5000 Euro zusammen.

Nun gibt es neben der Schweizer Myclimate auch in Deutschland Organisationen, die sich dem Ziel der Emissionsreduktion durch Projekte in Entwicklungsländern verschrieben haben. Die bekannteste unter ihnen dürfte die gemeinnützige Gesellschaft Atmosfair sein (www.atmosfair.de). Einer ihrer Schirm-herren ist Klaus Töpfer, ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Bei Atmosfair weist der Emissionsrechner für den einfachen Flug Mallorca-Stuttgart acht Euro, für Mallorca-Hamburg zehn Euro pro Person aus, und damit deutlich mehr, als den Tuifly-Passagieren angezeigt wird. Wie ist dieser Unterschied zu erklären? „Wir berücksichtigen nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern alle Emissionen, die beim Fliegen zum Tragen kommen”, sagt Atmos fair-Kundenbetreuerin Inga Haller. Gemeint sind Stickoxide, Aerosole und Kondenzstreifen.

Bei Myclimate verweist die Sprecherin Kathrin Dellantonio darauf, dass der Emissionsrechner der Stiftung durchaus höhere Kompensationsbeträge ausweise. (Für Palma-Stuttgart werden demnach umgerechnet 5'47 Euro angezeigt, bei Palma-Hamburg sind es 7'90 Euro.) Die Berechnungsgrundlage basiere dabei auf den Durchschnittswerten vieler Airlines. Der Unterschied zu den Beträgen von Tuifly sei unter anderem dadurch zu erklären, dass die Fluggesellschaft ihren Emissionsrechner mit Daten der eigenen Flugzeugflotte arbeiten lasse.

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