Zwei Jahre nach ihrem Inkrafttreten zeigen die Nichtrauchergesetze auf den Balearen Wirkung, so ganz aber hat sich der blaue Dunst noch nicht verzogen. Zwar gilt die spanische Anti-Tabak-Gesetzgebung als eine der strengsten in ganz Europa, dennoch gibt es auf der Insel noch immer so gut wie keine Bar, in der nicht munter gequalmt wird. In den meisten deutschen Bundesländern dagegen müssen nun Bars und Kneipen nach und nach abgetrennte Raucherbereiche einrichten, wenn sie denn ihrer Kundschaft weiterhin den Tabakgenuss ermöglichen wollen. Andererseits sind im Gegensatz zu Deutschland in Spanien alle Arbeitsplätze nikotinfrei. Raucher sind an die frische Luft verbannt – Qualmtreffs auf den Bürgersteigen gehören seitdem auch auf Mallorca zum Straßenbild. Rauchen ist zudem in öffentlichen Gebäuden, Zügen, Taxen, Einkaufszentren oder Museen verboten.
Laut dem Komitee für die Prävention von Tabaksucht gibt es in Spanien heute rund 1'6 Millionen Raucher weniger als noch vor zwei Jahren. 2007 wurden rund zehn Millionen Zigaretten weniger verkauft als im Jahr 2006, sagt die Statistik. Und doch sorgt der Nichtraucher-Schutz weiter für mächtig Wirbel. Denn auf den Balearen gibt es gleich zwei verschiedene Antitabak-Gesetze: Das nationale und das balearische.
Während das – damals noch PP-dominierte – Regional-Parlament schon im Sommer 2005 ein Gesetz zum Schutz der Nichtraucher verabschiedete, nahm sich die sozialistische Zentralregierung in Madrid noch ein halbes Jahr mehr Zeit. Das nationale Gesetz ist strenger, weil es in Bars und Restaurants mit mehr als 100 m2 Fläche das Rauchen nur in abgetrennten Zonen gestattet. Der Gesetzgeber auf den Balearen dagegen hat beschlossen, dass es in allen Lokalen Raucher- und Nichtraucherbereiche geben soll – die aber nicht baulich voneinander getrennt sein müssen. Balearische PP-Regierung und Sozialisten in Madrid lieferten sich monatelang Auseinandersetzungen darum, welches der beiden Gesetze denn nun Vorrang habe. Seit auch auf den Inseln die Sozialisten am Ruder sind, ist die Frage geklärt: „Wir halten uns an das nationale Gesetz”, heißt es beim balearischen Gesundheitsministerium. Was nicht heißt, dass es tatsächlich überall dort Nichtraucherbereiche gibt, wo das per Gesetz der Fall sein müsste, wie Nichtraucherverbände betonen.
Die Front der Nikotin-Gegner ist weiterhin bröckelig – deutlich wird das vor allem dann, wenn es um wirtschaftliche Interessen geht. So wollen Balearen-Politiker nicht einsehen, warum Zigaretten nur in lizensierten Tabakläden sowie per Automat in Bars und Restaurants verkauft werden dürfen – der Druck der Interessenverbände ist groß. Weil Zigaretten hierzulande deutlich billiger sind als in anderen europäischen Ländern, haben viele Läden in den Touristenzentren mit dem Verkauf von Zigaretten lange Zeit ein dickes Geschäft gemacht. Das soll nun aber vorbei sein, fordert Spaniens Gesundheitsminister Bernat Soria. Während der Zigarettenverkauf spannienweit zurückging, ist er auf den Balearen wieder gestiegen. Mehr als 170 Millionen Zigaretten wurden hier im vergangenen Jahr verkauft – fast zwei Millionen mehr als 2006.