Rote Umrandung und blaue Sitze für 150 Zuschauer aus Plastik, eine grüne, kreisrunde Fläche, auf der sich zwei Tiere im Kampf zu Tode quälen – fast. Dieses schaurige Szenario einer „Hahnenkampf-Arena” bot sich den rund 40 Einsatzkräften der Polizei, die am Samstag eine ehemalige Lagerhalle in Ariany (unweit von Maria de la Salud) stürmten. In der letzten Phase des Todeskampfes werden die Hähne getrennt – um sie wieder „gesund zu pflegen”. Für den nächsten Kampf.
Seit Jahrzehnten ist der Hahnenkampf in ganz Spanien (bis auf die Kanarischen Inseln) verboten. Trotzdem finden auch auf Mallorca immer wieder illegale Kämpfe statt. Wie jetzt in Ariany. An die 120 Zuschauer – größtenteils Anwohner des berüchtigten Palmesaner Vororts, der Drogenhochburg Son Banya, zu denen auch die Veranstalter gezählt werden – hatten sich zu dem brutalen Spektakel eingefunden, bei dem 26 Hähne eingesetzt wurden (die Hälfte der Tiere, die die Polizei vorfand, war schwerstverletzt).
Das brutale Spiel – durchschnittliche Dauer: zehn Minuten – ließen sich die Besucher einiges kosten: Nicht wenige trugen Geldscheine im Wert von 3000 Euro für Wetteinsätze bei sich. Besitzer, deren Hähne mehrere Kämpfe gewinnen, können an die 6000 Euro verdienen. Insgesamt können nach Expertenschätzung an einem einzigen Tag rund 300.000 Euro an Wetten umgesetzt werden.
Obwohl die Betreiber ein ausgefeiltes Netz an Sicherheitsmaßnahmen entwickelt haben, um unentdeckt zu bleiben – neue Mitglieder gelangen nur durch bekannte Kontaktpersonen in den Kreis, um unerwünschte „Spione” auszuschließen – flog die illegale Veranstaltung auf. Während sich einige Anwohner von Ariany von den Geschehnissen genauso überrascht zeigten wie die Öffentlichkeit, berichteten andere von „merkwürdigen Geräuschen”, die ihnen aufgefallen seien. Der Besitzer der Finca wurde angezeigt, ebenso ein Dutzend der Anwesenden, die sich als Besitzer der eingesetzen Hähne herausstellten.
Im Kulturkreis der „Gitanos” („Zigeuner”) sind Hahnenkämpfe angesehener Teil der Tradition. „Schade” findet es ein Anwohner von Ariany, dass der Ort nun gerade durch diesen Vorfall in aller Munde ist. Andererseits ist man froh, weiteren Gesetzesübertretungen einen endgültigen Riegel vorgeschoben zu haben. Das war nicht immer so: Früher, so munkelt man, hing es stark vom Dorfpolizisten ab, ob Hahnenkämpfe stattfanden oder nicht. „Erstaunlich und positiv”, findet Ursula Igewsky von „First Aid Animales Mallorca” das entschlossene Vorgehen der Polizei in Ariany. Dennoch ist die Tierschützerin überzeugt: „Illegale Hundekämpfe finden rund um Palma genauso statt.”