Wann der aktuelle Steuerskandal, der Deutschland erschüttert und bereits zum Rücktritt von Post-Chef Klaus Zumwinkel geführt hat, auch Mallorca-Schlagzeilen liefern würde, war nur eine Frage der Zeit. Denn es sollen noch viele reiche Deutsche, die ihr Geld durch gute Kontakte nach Liechtenstein am deutschen Fiskus vorbeigeschleust haben, Besuch bekommen. Und nicht nur die Immobilienmakler auf der Insel wissen, dass hier ebenfalls viele reiche Deutsche ansässig sind. Wie groß die Schnittmenge dieser beiden Gruppen ist, wird sich wohl in den nächsten Wochen herausstellen.
Der erste Fall ist Hartwig Zumwinkel, Bruder des ehemaligen Post-Chefs. Deutsche Medien vermeldeten am Dienstag, der 73-Jährige werde nach einer Razzia in seinem Haus in Winnekendonk bei Moers am Niederrhein per Haftbefehl gesucht. Er sei wohl in seinem Haus auf Mallorca. Auf der Insel ist Hartwig Zumwinkel in Port d'Andratx ansässig auf der schönen Halbinsel La Mola, wo viele Menschen mit viel Geld wohnen.
Eine offizielle Erklärung zu den Ermittlungen gegen Zumwinkel gibt es nicht. Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek sagt auf MM-Anfrage kurz und knapp: „Wir bestätigen keine Namen.” Also bleiben alle Meldungen zum Fall Hartwig Zumwinkel etwas im spekulativen Raum. Das gilt auch für die Summe, die bei Spiegel-online zu lesen war. Demnach soll man entdeckt haben, dass Hartwig Zumwinkel in Liechtenstein Stiftungen mit insgesamt 20 Millionen Euro gegründet hatte.
MM erreichte Hartwig Zumwinkel am Mittwoch in seinem Haus in Port d'Andratx. „Zur Sache möchte ich mich nicht äußern”, so Zumwinkel, der locker wirkte und so, als sei er mit sich selbst im Reinen. Auf Mallorca gehört übrigens Golfen zu seinen Hobbys, man kann den Niederrheiner zum Beispiel auf dem Platz von Golf de Andratx treffen. Zumwinkel betont: „In Spanien ist nie etwas gegen mich veranlasst worden.” Wer also erwartet hatte, dass die Guardia Civil nach dem Bekanntwerden der Meldungen vor Zumwinkels Haus auftaucht, lag falsch. Dafür wäre ein internationaler Haftbefehl vonnöten. Doch bis der greift, vergehen mindestens einige Wochen, außerdem ist diese Vorgehensweise eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Zumal Zumwinkel bald nach Deutschland zurückkehrt. „Ich bin noch bis Mitte nächster Woche im planmäßigen Urlaub, dann geht es zurück.”
Anders als in deutschen Medien berichtet, plant Zumwinkel nach der Rückkehr aber kein Treffen mit der Staatsanwaltschaft. Es sei kein Bedarf. Zwar räumt Zumwinkel ein, dass die Fahnder bei ihm im Haus waren („eine halbe Stunde”), er betont aber: „Dieser Steuerfall ist erledigt, insofern dass er aufgeklärt ist. Ich habe die Vorwürfe aufgeklärt. Die Anwälte müssen Vereinbarungen treffen.” Letzteres legt die Vermutung nahe, dass wohl doch das eine oder andere Problem von den Fahndern festgestellt wurde ...
Den Rummel um seine Person nimmt Zumwinkel scheinbar gelassen. Am Rande des Gesprächs mit MM erwähnt er noch, dass er ja gar nicht auf Mallorca ansässig sei. „Ich habe Wohnrecht im Haus meiner Kinder.” Den Besitz habe er bereits vor Jahren an sie abgetreten.
Im Gegensatz zu seinem Bruder Klaus glänzt Hartwig Zumwinkel selten bei öffentlichen Auftritten. Die Brüder hatten einst vom Vater mehrere Kaufhäuser und Supermärkte geerbt und diese später an die Rewe-Gruppe verkauft. Geld war also stets vorhanden.
Aktuell ist Hartwig Zumwinkel in der Immobilienbranche tätig. In seiner Heimatregion am Niederrhein wurden die Medien nur zweimal auf ihn aufmerksam: 1999 spendete er in seiner Heimatstadt Moers eine Million Mark für die Ausbildung von Jugendlichen. 2006 wollte er mit seiner Firma Berteletti das alte Rathaus von Moers kaufen, sanieren und vermieten. Der Plan wurde jedoch nicht umgesetzt.