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"Zum Reinbeißen schön"

Investitionen von drei bis fünf Milliarden Euro und eine Bauzeit von zwölf Jahren sollen die Playa de Palma wieder modern, attraktiv und nachhaltig machen. Das sehen die Visionen des niederländischen Landschaftsplaners Adriaan Geuze vor, die jetzt erstmals vorgestellt wurden

VON ALEXANDER

SEPASGOSARIAN
Die Gewinner des Ideenwettbewerbes zur Sanierung der Playa de Palma - das Rotterdamer Architektenbüro West 8 unter Leitung des holländischen Landschaftsplaners Adriaan Geuze - haben Ende vergangener Woche erstmals ihre Visionen der Öffentlichkeit präsentiert. Vor rund 300 Vertretern der balearischen Politik und Wirtschaft schilderte Geuze sein Ideen-Konzept. Der Niederländer und die überwiegende Mehrheit der Anwesenden waren sich einig darin, dass die Playa de Palma, die Wiege des Massentourismus und einstiger Vorreiter aller Trends rund um den Sommer-Sonne-Strand-Urlaub in die Jahre, mehr noch, regelrecht heruntergekommen ist und dringend einer integralen Modernisierung bedarf. Mit der Redegewandtheit eines Predigers zeichnete Adriaan Geuze seinen Zuhörern auf Englisch die Playa de Palma der Zukunft vors Auge. Sein Team propagiert folgende Strategie: Es will sowohl den öffentlichen Raum, also Straßen und Plätze, als auch unbebaute Naturflächen umgestalten, um dadurch die gesamte Zone aufzuwerten. "Wir glauben, das ist ein guter Weg, um einen Sanierungsplan zu entwickeln." Das Konzept "1+3" sieht die Gestaltung eines neuen Palmen-Paseos in erster Meereslinie vor (daher die "1"), als auch die Nutzung dreier weitläufiger Gelände in freier Natur (daher die "3"). Es sind dies das Feuchtgebiet Ses Fontanelles, die ehemaligen Steinbrüche sowie das bewaldete Tal des Torrents in Arenal (siehe dazu S. 18 und 19.)
Bei der Umgestaltung der Palmenpromenade hat sich Geuze den eigenen Worten zufolge sowohl von der Unterwasser-Landschaft im Meer als auch von der gotischen Säulen-Architektur der Lonja inspirieren lassen. Das Konzept sieht ein neues Bodenpflaster vor aus hellen und dunklen Natursteinen, angeordnet nach einem Formenmuster von Meeresalgen.

Auf diesem Boden soll ein Alleenwald von Palmen angelegt werden, deren Wedel ein schattiges Dach bilden. Der Belag der Promenade müsse "so schön sein, dass man hineinbeißen möchte", so Geuze. Es gehe nicht darum, einen guten Paseo zu gestalten, sondern "einen exzellenten, den Allerbesten. Wenn du einmal dort warst, soll er immer ein Teil deiner Erinnerungen bleiben, ein Leben lang." Auf diese Weise könne die erste Meereslinie der Playa zur "Copacabana Europas" werden, schwärmt Geuze in Anlehnung an die Bucht von Rio de Janeiro in Brasilien.

Auf Bildschirmen zeigten Fotos den Ist-Zustand der Playa und Zeichnungen den herbeizuführenden Soll-Zustand. Die Bilder weckten den Eindruck, die derzeitige Betonpromenade sei eine einzige Trostlosigkeit. An Stelle der einzementierten Lichtmasten plädiert Geuze für Laternen mit Licht wie Mondschein.

Weiter beinhalten die Visionen Geuzes die Erschließung der gesamten Playa per Straßenbahn und Fahrrad.
Zum Thema Bebauung sehen die Konzepte drei Bereiche vor: Das "hübsche" Can Pastilla solle möglichst bewahrt werden. Der mittlere Teil der Playa mit seiner "spannenden Angebotsvielfalt"sei bevorzugt für den Tourismus zu nutzen. In Arenal wiederum solle die verdichtete Block-Bebauung durch höhere und niedrigere Häuser als heute aufgebrochen werden. Hierzu seien noch Extra-Studien im Detail notwendig.

Geuzes Vorschläge gehen von einem Investvolumen von drei bis fünf Milliarden Euro und einer Bauzeit von zwölf Jahren aus. Das politische Konsortium zur Sanierung der Playa de Palma hatte West 8 im Februar zum Sieger des Ideenwettbewerbes gekürt.

Nach Angaben des balearischen Tourismusministers Francesc Buils werden West 8 und ein Team von Inselarchitekten auf der Basis der Vorschläge einen Masterplan ausarbeiten. Dieser definiert und legt fest, welche der Bau- und Sanierungsmaßnahmen in welcher Reihenfolge angepackt und finanziert werden sollen.

Das Projekt sei komplizierter als die Planung für eine Weltausstellung Expo oder für eine Olympiade, sagte der spanische Tourismus-Staatssekretär Joan Mesquida. Er betonte das Interesse Madrids an der Sanierung der Playa. Die Tourismusmeile müsse wieder zur weltweiten Referenz werden.

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