ANJA MARKS
Mallorca - Es ist nach Son Servera der zweite Solarpark dieser Größe, der auf Mallorca aktuell am Netz ist: Can Verd bei Manacor liefert seit dem 30. Mai Strom ans öffentliche Netz und wurde am 3. Juni offiziell eingeweiht.
Knapp 60.000 Quadratmeter misst die Gesamtfläche des Parks auf der Finca Can Verd. Die 9560 Fotovoltaik-Module im Wert von rund 13 Millionen Euro werden rund um die Uhr von Bewegungsmeldern und Kameras überwacht wie ein Hochsicherheitstrakt.
Finanziert wurde die Anlage von einheimischen Investoren, die – angelockt von der staatlich garantierten Vergütung von bislang 45 Cent pro Kilowattstunde - Paneele in Packeten von 100 Kilowatt kauften.
Rund 1000 Haushalte können nun mit der durch Sonne erzeugten Energie versorgt werden, geschätzte 3132 Kilowattstunden pro Jahr. Für Planung und Bau dieser und fünf weiterer Solaranlagen auf Mallorca ist die Firma „Generació Fotovoltaika” verantwortlich, hinter der sich ein deutsches und zwei mallorquinische Unternehmen verbergen. Vor sechs Jahren fusionierte der deutsche Unternehmer Heinz Torwie von der Firma Solarta Balear mit „Inti Energía” und „Grupo Empresas Puigcercos”, seitdem ist „Generació Fotovoltaika” nach eigenen Angaben balearischer Marktführer auf dem Gebiet der Fotovoltaik-Installation.
Und der Solar-Boom auf Mallorca hat gerade erst begonnen: Da die spanische Regierung ab Oktober eine Senkung der staatlichen Vergütungen für den Solarstrom angekündigt hat, laufen die Anträge, Genehmigungen und Fertigstellungen weiterer Parks auf Hochtouren. Im Energieministerium liegen laut Abteilungsleiterin Maria Magdalena Tugores zurzeit Anträge für 30 Anlagen mit insgesamt rund 85 Megawatt vor. Acht Genehmigungen seien bislang ausgestellt, die Zahl werde sich aber mit Sicherheit noch erhöhen.
Eine Drei-Megawatt-Anlage soll demnächst in Santanyí ans Netz gehen, eine weitere in Calvià. Allein die Firma „Generació Fotovoltaika” will bis Mitte Juli noch fünf weitere Solarparks in Betrieb nehmen. Drei davon entstehen, wie Can Verd, auf sonst unbebaubarem „suelo rústico” in den Gemeinden Porto Cristo und Petra, zwei weitere in Steinbrüchen in den Gemeinden Campos und Manacor. „Steinbrüche sind ideale Gelände für diesen Zweck, da sie anderweitig nicht mehr nutzbar sind”, erklärt Torwie. Doch auch die gepachteten Gelände der Fincabesitzer würden so effektiv genutzt. Von den Mieteinnahmen seien die Grundbesitzer in der Lage, wieder in ihre Anwesen zu investieren.
Die Flut der bevorstehenden Genehmigungen für Solarparks hat natürlich längst auch die Umweltschützer auf den Plan gerufen. Denn obwohl der balearische Umweltschutzverband GOB die alternative Energieproduktion grundsätzlich begrüßt, gab es schon heftige Kritik wegen der Verschandelung der Landschaft Mallorcas. Besonders ein Park in Porreres habe der Branche laut des Unternehmerverbandes für erneuerbare Energien, Aperbal, einen großen Imageschaden beschert.
Dass die Gewinnung von Solarenergie jedoch auch ohne größere Eingriffe in die Landschaft möglich ist, zeigt der Park bei Manacor: 1'60 Meter hohe Module wurden ohne viel Beton mit Schrauben im Boden verankert und sollen im Laufe der Zeit hinter Büschen verschwinden. Auf hohe Nachführsysteme, die von weither sichtbar wären, wurde verzichtet.